Frings als Trainerpionier der Sommermärchen-Spieler

Darmstadt – Den neuen Job von seinem Kumpel Torsten Frings will Michael Ballack gar nicht haben. Eine Rückkehr ins Alltagsgeschäft der Bundesliga schließt der einstige Capitano für sich derzeit aus.

Wie die meisten seiner Kollegen aus der Weltmeisterschaftsmannschaft von 2006 bewegt sich der damalige Anführer der Sommermärchen-Crew als TV-Experte für den amerikanischen Sender ESPN aber gelegentlich im Dunstkreis des Profifußballs. Frings ist der erste der 23 WM-Spieler von 2006, der bei einem Bundesligisten als Cheftrainer anheuert. Er soll nun Darmstadt 98 in der Rückrunde vor dem Abstieg retten.

Der ehemalige Bremer wird somit zum Pionier seiner Generation – ob er auch ein Trendsetter ist, wird sich erst zeigen müssen. Oft wurden Turnier-Kader in Sippenhaft genommen. Den Weltmeistern von 1990 hängt ein Makel an, da viele in der Karriere nach der Karriere wenig Fortune hatten – gerade im Trainergeschäft. Ein besseres Image pflegten die Europameister von 1996, die wie Andreas Köpke oder Matthias Sammer auch in neuen Aufgaben brillierten.

Jürgen Klinsmann war bei beiden Turniersiegen dabei und prägte als Bundestrainer die 2006er-Generation um Frings und Ballack. Zum Trainervorbild wurde Klinsmann aber bislang nicht. Die wenigsten der 23 WM-Spieler schlugen die Laufbahn als Fußball-Coach ein. Miroslav Klose ist als Azubi von Bundestrainer Joachim Löw neben Frings der Prominenteste dieser Splittergruppe. Oliver Neuville hat einen Job in der Jugendabteilung von Borussia Mönchengladbach.

Fünf Sommermärchen-Helden sind noch aktiv am Ball. Philipp Lahm – über dessen Karriere nach der Karriere als möglicher Sportdirektor beim FC Bayern spekuliert wird – in München als einziger in der Bundesliga. Per Mertesacker, Bastian Schweinsteiger und Robert Huth sind (noch) in England unter Vertrag, Lukas Podolski bei Galatasaray Istanbul. Marcell Jansen (31) beendete seine Karriere überraschend früh und ist bei Sky nun wie die meisten seiner Kollegen als Experte im TV zu sehen, darunter auch die einstigen Torwart-Rivalen Jens Lehmann (RTL) und Oliver Kahn (ZDF).

Ein Trend der 2006er-Gruppe ist die Mitarbeit in oder gar die Gründung von Werbeagenturen. Christoph Metzelder ist nicht nur am Sky-Mikro aktiv, sondern stieg gemeinsam mit der ehemaligen Fußball-Nationalspielerin Katja Kraus in dieses Business ein – Ex-Teamkollege Arne Friedrich ist als Mitarbeiter engagiert.

Thomas Hitzlsperger, der auch als Kolumnist für «Die Zeit» arbeitet, und Gerald Asamoah engagieren sich als Berater oder im Management ihrer Ex-Clubs VfB Stuttgart und Schalke 04. Von der Glitzerwelt des Profifußballs weit entfernt ist hingegen David Odonkor. Der einstige Flügelflitzer ist Sportlicher Leiter bei der Hammer SpVg in der Oberliga Westfalen – auch auf diesen Job dürfte es Michael Ballack nicht abgesehen haben.


(dpa)

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