«Furia Roja»: Enrique feiert Debüt als Nationalcoach

Madrid – Spaniens neuer Nationalcoach Luis Enrique hat vor seinem Debüt keinen Zweifel daran gelassen, wohin die Reise der Selección mit ihm geht.

Gesundes Essen, Teamgeist, strenge Essens- und Ruhezeiten sowie direkte Flüge von Spiel zu Spiel ohne Verschnaufpausen in Madrid – so lässt sich das Konzept des 48 Jahre alten Ex-Trainers des FC Barcelona umschreiben.

Anderer Coach, andere Sitten sozusagen. «Es wird nicht viele Regeln geben, aber ich möchte auch nicht, dass das Ganze wie ein Witz wahrgenommen wird», sagte Enrique kurz vor der Partie gegen England in der Nations League am Samstag (20.45 Uhr) im Wembley-Stadion.

Frittierte Gerichte wurden vom Menüplan gestrichen und durch gedünstete und gegrillte Speisen sowie Gemüse und Obst ersetzt – Enrique, der Barcelona 2014/2015 zum Triple geführt hatte, sei «ein echter Ernährungsspezialist», lobte das Sportblatt «AS». Unpünktlichkeit wird bestraft und der Gebrauch von Smartphones während der gemeinsamen Mahlzeiten ist verboten.

Mittelfeldregisseur Isco unterstützt die neue Disziplin: «Manchmal beschäftigen wir uns mehr mit dem Telefon als mit den Kollegen.» Die Zeitung «El País» kommentierte das strikte Regime hingegen ironisch: «Zweifellos gibt es einige – darunter auch Spieler -, die glauben, dass der Coach sie nicht wie Profis behandelt.» 

Dennoch, der dreifache Europameister und Weltmeister von 2010 braucht nach dem Russland-Chaos dringend eine neue Richtung. Ein Rückblick: Nationalcoach Julen Lopetegui wird kurz vor WM-Start abgesetzt, nachdem er sich als Trainer von Real Madrid verpflichtet hat – ohne den Verband über die Verhandlungen informiert zu haben. Als Interimstrainer wird Sportdirektor Fernando Hierro nominiert, obwohl die Abwehrlegende kaum Erfahrung im Coachen hat. Konsequenterweise ist für Ramos, Iniesta und Co. im Achtelfinale gegen Gastgeber Russland Schluss. Am 9. Juli wird Enrique als neuer Coach präsentiert.

Apropos Andrés Iniesta: Ebenso wie David Silva und Gerard Piqué ist der 34-Jährige aus der Nationalmannschaft zurückgetreten. Enrique muss die «Furia Roja» also ohne die drei langjährigen Erfolgsgaranten komplett neu aufstellen.

Ende August stellte er in einem auf Twitter verbreiteten Video seinen Kader vor. Ohne viel Tamtam schrieb er die Namen der 23 Nominierten mit Edding auf eine Taktiktafel – und überraschte sowohl Fans als auch die Fachwelt. Denn Stamm-Linksverteidiger Jordi Alba (29), der bei der WM noch in allen vier Partien auf dem Platz stand,  ist beim England-Match nicht dabei. Auf seiner Position wurden Marcos Alonso vom FC Chelsea und Valencia-Abwehrmann José Gayà berufen.

Auch Mittelfeldspieler Koke und der Stürmer Iago Aspas fehlen in der Liste, obwohl sie bei der WM im Kader standen. Aspas (31) wurde allerdings nachnominiert, weil Atlético-Madrid-Stürmer Diego Costa wegen «familiärer Probleme» die Reise nach Wembley absagen muss.

Mit dabei sind auch Jungstars wie der Keeper Pau Lopez von Betis Sevilla, Dani Ceballos von Real Madrid und Diego Llorente von Real Sociedad. «Wir werden mit einem 4-3-3 ins Spiel gehen, das ist das System, das ich am liebsten mag», sagte Enrique und betonte, er wolle der Mannschaft eine neue Richtung geben, ohne den bisherigen Stil Spaniens allzu sehr zu verändern. Ob das gegen den WM-Halbfinalisten England Wirkung zeigt, bleibt abzuwarten. Kurz darauf wartet schon eine weitere schwere Probe: Am Dienstag empfängt Spanien in Elche bei Valencia den WM-Finalisten Kroatien.


(dpa)

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