Gehaltsverzicht für Fußballprofis: Die Lage in den Topligen?

London – Als erste Profimannschaft in Deutschland verkündete Borussia Mönchengladbach wegen der Corona-Krise schon Mitte März einen Verzicht auf Teile des Gehalts.

Beim Rekordmeister Bayern München verzichten die Spieler zunächst bis Ende April auf 20 Prozent ihres Lohns. Andere Bundesligisten wie Borussia Dortmund, RB Leipzig oder Eintracht Frankfurt ergriffen ähnliche Maßnahmen oder befinden sich dazu in Gesprächen mit den Profis. In anderen europäischen Ligen tun sich die Beteiligten offenbar etwas schwerer.

PREMIER LEAGUE (England):

Nur zwei der 20 Vereine aus der englischen Premier League erzielten mit ihren Profis bis Montag eine Einigung über einen Gehaltsverzicht. Genau genommen ist es ein Gehaltsaufschub. Der FC Southampton mit dem früheren Leipzig-Coach Ralph Hasenhüttl kündigte als erster Club an, dass das Gehalt der Spieler und Trainer für die Monate April, Mai und Juni teilweise aufgeschoben wird. Ähnlich verfährt West Ham United. Bei Topclubs wie Manchester City, Arsenal oder Chelsea verliefen die Verhandlungen laut Medienberichten bislang zäh. City-Trainer Pep Guardiola sei verärgert über die Einstellung mancher Spieler, schrieb der «Mirror».

Viele Fußballprofis aus der Premier League sollen zwar grundsätzlich ihre Bereitschaft zu einem Gehaltsverzicht geäußert haben. Eine ligaweite Einigung dazu gelang trotzdem nicht. Das sorgte bei Medien, Fans und Politikern für Unverständnis und Verärgerung. Der britische Gesundheitsminister Matt Hancock forderte die Profis offen auf, Kürzungen zu akzeptieren. Die Premier League schlug ihren Spielern konkret vor, auf 30 Prozent ihres Lohns zu verzichten oder das Gehalt in dieser Höhe aufzuschieben – ohne Erfolg.

Die Spielergewerkschaft PFA lehnt eine generelle Regel ab und warnte davor, dass bei einem Gehaltsverzicht Steuereinnahmen ausblieben, die schließlich auch dem Gesundheitssystem fehlen würden. Die PFA forderte außerdem die Vereine auf, zunächst ihre finanzielle Situation offenzulegen, um sicherzustellen, dass nicht reiche Clubbesitzer vom Verzicht der Spieler profitieren würden.

LA LIGA (Spanien):

In Spanien haben unter anderen die Profis vom Meister FC Barcelona um Weltfußballer Lionel Messi einen vorübergehenden Gehaltsverzicht von 70 Prozent akzeptiert. Der Spitzenclub, bei dem auch der deutsche Nationaltorhüter Marc-André ter Stegen unter Vertrag steht, werde dadurch 14 Millionen Euro im Monat sparen, verriet Präsident Josep Bartomeu in einem Interview. Superstar Messi widersprach Berichten, wonach sich die Spieler dem Schritt lange widersetzt hätten.

Anfang April zogen die Profis von Atlético Madrid nach, die ebenfalls einer Gehaltskürzung um 70 Prozent zustimmten. Zuletzt kündigte auch Rekordmeister Real Madrid eine Reduzierung der Gehälter an, jedoch nur von zehn Prozent. Sollte die Saison 2019/20 abgebrochen werden, würde die Kürzung bei 20 Prozent liegen, teilte der Verein mit.

SERIE A (Italien):

In Italien einigte sich Rekordmeister Juventus Turin als erster Club mit seinen Profis offiziell auf einen Gehaltsverzicht. Der Verein vereinbarte mit den Spielern um Superstar Cristiano Ronaldo und dem deutschen Ex-Weltmeister Sami Khedira eine Kürzung der Bezüge in einem Umfang, der den Gehältern für März, April, Mai und Juni entspricht.

Am Wochenende zog die AS Rom nach. Auch die Römer verzichten auf den Lohn von vier Monaten. Zudem bezahlen Spieler und Trainer der Roma die Differenz des eigentlich gekürzten Gehalts der Club-Angestellten, die wegen der Krise staatliche Unterstützung beziehen.

Für den Rest der Liga hatte die Serie A schon Anfang April erklärt, die Profis sollten in der Corona-Krise auf ein Drittel ihres Einkommens verzichten, falls die Saison komplett ausfällt.

Sollte der Spielbetrieb wieder aufgenommen werden, sollten die Einkommen um zwei Monatsgehälter reduziert werden. Umberto Calcagno, Vizepräsident der Spielergewerkschaft AIC, sagte, alle Spieler seien zu Einschnitten bereit, Gespräche dazu liefen bereits. «Die Spieler wissen, dass sie ihren Teil beitragen müssen.» Ziel sei es zudem, einen Solidarfonds zu schaffen für die Spieler aus den unteren Ligen, die mit deutlich geringeren Gehältern auskommen müssen.

LEAGUE 1 (Frankreich):

Frankreichs Profifußball-Verbände einigten sich laut Medienberichten auf eine vorübergehende Lohnkürzung. Demnach sah das Abkommen eine stufenweise Lohnkürzung vor, bis die ausgesetzten Gelder für Fernsehübertragungen wieder fließen. Es handle sich dabei um eine «ausgewogene Einigung», wurde der Vize-Präsident der französischen Spielergewerkschaft UNFP, Sylvain Kastendeuch, zitiert.

So sollen etwa Spieler mit einem Einkommen zwischen 10.000 und 20.000 Euro für den März teilweise und für den April 20 Prozent weniger Lohn erhalten, berichtete die Tageszeitung «Ouest-France». Spieler mit einem Einkommen von mehr als 100.000 Euro pro Monat sollten auf die Hälfte des Gehaltes verzichten – das würde dann auch Weltstars wie Neymar von Paris Saint-Germain betreffen.

Bei der Vereinbarung handelte es sich jedoch lediglich um eine Empfehlung. Niemand könne gezwungen werden, sich daran zu halten, hatte UNFP-Chef Philippe Piat schon Anfang April betont. Mit Blick auf den Gehaltsverzicht von Spielern anderer europäischer Clubs habe man aber auch Erwartungen an die PSG-Stars, sagte ein Mitarbeiter des Vereins der französischen Sportzeitung «L’Équipe».


(dpa)

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