Peru – Die historische Doppelvergabe der Olympischen Spiele an Paris 2024 und Los Angeles 2028 soll die jüngsten Skandale rund um das IOC vergessen machen. Erstmals seit fast 100 Jahren werden an diesem Mittwoch in der peruanischen Hauptstadt Lima wieder zwei Gastgeber gleichzeitig benannt.
Die Exekutive des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) um Präsident Thomas Bach bereitete am Montag die Vollversammlung aller IOC-Mitglieder vor, die am Mittwoch die Entscheidung für die französische Hauptstadt und die US-Metropole noch billigen muss.
Bach zeigte sich vor Beginn der Beratungen zuversichtlich. «Ich hoffe, Sie sind bereit für eine sehr wichtige und erfolgreiche Woche», sagte der deutsche IOC-Präsident den Journalisten.
Bach will schon in der Woche nach der Entscheidung nach Los Angeles reisen, um sich vor Ort ein Bild zu machen. Der Bürgermeister von Los Angeles, Eric Garcetti, sagte: «Diese Stadt ist in die Olympischen und Paralympischen Spiele verliebt, und wir können es nicht abwarten, unser Fest und unsere Dankbarkeit mit Präsident Bach zu teilen.» Los Angeles hatte die Spiele 1932 und 1984 ausgerichtet.
Bach hatte im vergangenen Dezember die Debatte um eine Doppelvergabe angestoßen. Nach seiner Ansicht gibt es beim bisherigen Verfahren, an dessen Ende nur eine Stadt gewinnen kann, zu viele Verlierer. Im Juli hatte die IOC-Vollversammlung Bachs Vorgehen gebilligt.
Als alleinige Bewerber um die Spiele 2024 waren da noch Paris und Los Angeles im Rennen. Auch Paris hatte 1900 und 1924 schon zwei Mal Olympische Spiele zu Gast. Eine Doppelvergabe hatte es zuletzt 1921 gegeben: An Paris drei Jahre später und Antwerpen 1928.
In Verhandlungen mit dem IOC einigten sich beide Städte auf die Reihenfolge und das rechtliche Prozedere: Paris kann 100 Jahre nach dem letzten Mal wieder Spiele ausrichten.
Los Angeles richtet dann die Spiele 2028 aus. Das IOC hatte der Westküstenmetropole 160 Millionen US-Dollar (aktuell etwa 133 Millionen Euro) für Jugendsportprogramme versprochen. Insgesamt unterstützt das IOC das geplante Budget von Los Angeles in Höhe von 5,3 Milliarden mit 1,8 Milliarden Dollar. Paris kalkuliert mit 6,2 Milliarden Euro.
Das Treffen der IOC-Exekutive und die Session sind auch für die peruanische Hauptstadt wichtig. Es ist es eine weitere bedeutende Großveranstaltung: 2019 wird Lima die Panamerikanischen Spiele ausrichten. Zuvor fanden in der Stadt am Pazifik unter anderem der UN-Klimagipfel 2014, die IWF-Jahrestagung 2015 und der Apec-Gipfel im vergangenen Jahr mit den Staatschefs der USA, Chinas und Russland aus.
Die IOC-Exekutive beriet auch über andere Themen der Session wie eine bessere Dopingbekämpfung angesichts des Skandals um russische Athleten.
Es dürfte zudem um die angespannte Lage auf der koreanischen Halbinsel nach den Raketen- und Nukleartests des Nordens gehen. Im südkoreanischen Pyeongchang, keine 100 Kilometer von der Grenze entfernt, finden vom 9. bis 25. Februar 2018 die Winterspiele statt.
Vor den Sitzungen in Lima sorgten frühere Mitglieder des IOC erneut für Korruptionsschlagzeilen. Das brasilianische IOC-Ehrenmitglied Carlos Nuzman, der die Olympischen Spiele 2016 in seiner Heimat Rio de Janeiro organisiert hatte, ist im Visier der Justiz. Nuzman soll nach Erkenntnissen französischer Ermittler möglicherweise Stimmen aus Afrika bei der Vergabe zugunsten Rios mit Geld geködert haben. Nuzman weist die Vorwürfe zurück.
Unmittelbar vor den Treffen in Perus Hauptstadt war das ehemals einflussreiche irische Mitglied Patrick Hickey aus der Exekutive zurückgetreten, wie das IOC mitteilte. Dem 72-Jährigen wird die Verwicklung in einen Schwarzmarkthandel mit Tickets über rund zehn Millionen US-Dollar am Rande der Rio-Spiele vorgeworfen. Er bestreitet das.
(dpa)