Hopp oder topp: DHB-Frauen kämpfen um Olympia-Traum

Kumamoto – Die Verbandsführung drückt auf der Tribüne die Daumen – und selbst Männer-Bundestrainer Christian Prokop fiebert in der Heimat mit. Im Spiel um Platz sieben gegen Schweden geht es für die deutschen Handball-Frauen bei der Weltmeisterschaft in Japan um alles oder nichts.

«Olympia ist unser Traum und Ziel, es geht um etwas Großes. Wir haben bislang ein tolles Turnier gespielt, deshalb bin ich optimistisch, dass wir ein Feuerwerk gegen Schweden abbrennen können», sagte Kreisläuferin Julia Behnke vor der Partie mit Endspiel-Charakter an diesem Freitag (06.30 Uhr).

Nur ein Sieg bringt das Ticket für die Olympia-Ausscheidung und hält die Chancen auf die Teilnahme an den Sommerspielen 2020 am Leben. «Es wäre ein ganz tolles Zeichen, wenn beide Mannschaften das Qualifikationsturnier spielen dürften und den Schritt nach Tokio gemeinsam gehen könnten. Das wäre ein großer Imagegewinn für unsere Sportart», sagte Männer-Coach Prokop am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur. «Ich drücke ganz fest die Daumen.»

Sollte den DHB-Frauen wie zuvor schon den Männern der Sprung zu einem von drei Qualifikationsturnieren gelingen, wären ihre Aussichten brillant: Als WM-Siebter würde es Deutschland im März kommenden Jahres neben dem noch zu ermittelnden Vize-Weltmeister mit den Außenseitern Senegal und Argentinien zu tun bekommen. Der Weg nach Tokio wäre damit frei, denn die Sieger und Zweiten der drei Turniere qualifizieren sich für Olympia.

«Es wäre für den Frauen-Handball immens wichtig, dass wir die Chance haben, bei einem solchen Turnier zu spielen und uns dort dann auch für Olympia zu qualifizieren. Das ist ein riesengroßes Ziel», sagte der extra nach Japan geflogene DHB-Sportvorstand Axel Kromer.

Zumal sich die DHB-Frauen seit der deutschen Wiedervereinigung unter den fünf olympischen Ringen rar gemacht haben. 1996 in Atlanta wurde man Sechster, 2008 in Peking kam das frühe Aus in der Vorrunde. Ansonsten waren die deutschen Handballerinnen stets Zaungast. Einzig der heutige Bundestrainer Henk Groener war 2016 in Rio mit den Niederlanden dabei – und führte die Auswahl seines Heimatlandes auf Rang vier.

Der 59-Jährige weiß also, wie es geht, und gibt sich entsprechend zuversichtlich. «Ich bin immer Optimist, weil die Mannschaft ein tolles Turnier spielt. Wir hatten die Chance auf das Halbfinale, was so niemand erwartet hatte», sagte Groener am Donnerstag. Die 29:32-Niederlage gegen Rekord-Europameister Norwegen, die den Einzug ins Halbfinale kostete, ist abgehakt. «Alle wollen zu Olympia. Nun haben wir die Chance, einen weiteren Schritt in Richtung Tokio zu machen.»

Gegen Schweden gab es bisher 47 Siege, sechs Remis und 13 Niederlagen. Das letzte Pflichtspiel endete bei der EM 2016 in Schweden mit einem 28:22-Erfolg der deutschen Auswahl. Auch das bisher letzte WM-Spiel gewann Deutschland – 2009 im chinesischen Wuxi mit 33:27. Kein schlechtes Omen für ein versöhnliches WM-Ende, auch wenn der Einsatz von Rückraumspielerin Alicia Stolle wegen einer im Norwegen-Spiel erlittenen Knöchelverletzung ungewiss ist.

Für das große Ziel will die Mannschaft noch einmal die letzten Kraftreserven mobilisieren. «Vor dem Turnier hätten wir das Spiel um Platz sieben mit Kusshand genommen», sagte Rückraum-Ass Emily Bölk und kündigte an: «Wir werden uns 60 Minuten zerreißen, um weiter von Olympia träumen zu können.»


(dpa)

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