Ingolstadt Sportdirektor Linke: «Schere wird immer größer»

Längenfeld (dpa) – Auch nach einer imponierenden Premierensaison in der Fußball-Bundesliga stellt sich der FC Ingolstadt auf den Kampf um den Klassenverbleib ein.

«Für uns ist wichtig, dass wir die Klasse halten, und dafür werden wir alles unternehmen», erklärte Sportdirektor Thomas Linke im Interview der Nachrichtenagentur dpa. Mitte Juli verlängerte der Champions-League-Gewinner mit dem FC Bayern München seinen Vertrag beim FCI bis 2018.

«Wir möchten uns in der Bundesliga etablieren. Das ist unser vorrangiges Ziel», sagte Linke. Es sei «wichtig, dass wir in der Bundesliga bleiben, weil gerade in den kommenden Jahren die Schere zwischen erster und zweiter Liga immer größer werden wird. Mit jedem Jahr in der ersten Liga können wir uns weiterentwickeln, weil die finanziellen Rahmenbedingungen besser sind.»

Mit den ersten Wochen des neuen Coaches Markus Kauczinski sind Sie zufrieden. Was war nach dem Abgang des langjährigen Trainers Ralph Hasenhüttl für den FC Ingolstadt besonders wichtig?

Thomas Linke: Für uns war es wichtig, dass wir einen nahtlosen Übergang schaffen. Es gibt nichts Schlimmeres als ein Vakuum und die Spieler dadurch nicht wissen, wie es weitergeht. Daher war es für uns das Wichtigste, dass wir einen neuen Trainer so schnell wie möglich präsentieren, damit es eben kein Vakuum gibt. Das ist uns gelungen. Als kleinerer Verein in der Bundesliga muss man immer damit rechnen, dass Spieler und scheinbar nun auch Trainer ihren nächsten Schritt machen möchten. Und wenn sie das machen können, ist das okay. Dann haben sie gute Arbeit geleistet für den Verein und dann ist das für alle Beteiligten auch eine Erfolgsgeschichte. Es bringt ja auch nichts, dem nachzutrauern. Es geht darum, mit Überzeugung eine Entscheidung zu treffen, wie geht es weiter, und die haben wir getroffen. Wir haben mit Markus Kauczinski für uns die optimale Lösung getroffen.

Es heißt immer, die zweite Saison ist die schwierigste für einen Aufsteiger. Wie sehen Sie das?

Linke: Man sagt auch immer, dass die Rückrunde schwieriger ist als die Vorrunde. Und in der Rückrunde ist es uns gelungen, genauso viele Punkte zu holen wie in der Vorrunde. Wir hätten sogar vielleicht noch mehr Punkte holen können, wenn uns am Ende nicht das Trainertheater eingeholt hätte. Nichts ist leicht, aber es ist alles zu bewerkstelligen und es ist möglich, die gesteckten Ziele zu erreichen.

Welche Bedeutung hätte es für Sie, wie in der Vorsaison die Nummer zwei in Bayern zu sein?

Linke: Das ist eher für die Fans wichtig, ob man die erste, zweite oder dritte Kraft in Bayern ist. Für uns ist wichtig, dass wir die Klasse halten, und dafür werden wir alles unternehmen.

Sie haben Ihren Vertrag bis 2018 verlängert. Welche Ziele verfolgen Sie mit dem FC Ingolstadt?

Linke: Wir möchten uns in der Bundesliga etablieren. Das ist unser vorrangiges Ziel. Wir möchten als Verein natürlich Schritte nach vorne machen. Dafür ist es wichtig, dass wir in der Bundesliga bleiben, weil gerade in den kommenden Jahren die Schere zwischen erster und zweiter Liga immer größer werden wird. Mit jedem Jahr in der ersten Liga können wir uns weiterentwickeln, weil die finanziellen Rahmenbedingungen besser sind.

Es wurde wiederholt davon gesprochen, dass Sie das FC-Bayern-Gen haben. Wie sehen Sie das?

Linke: Was bedeutet das Bayern-Gen? Das Wichtigste ist, dass man eine Überzeugung gewinnt von dem, was man macht. Mit jedem Erfolgserlebnis wächst das Selbstvertrauen. Bayern München hat über die letzten Jahre so viel Selbstvertrauen gesammelt, dass die Gruppe so intakt ist und so einen Glauben an sich selber hat, dass jeder Neue es automatisch ein bisschen leichter hat. Wir hatten in den letzten zwei Jahren unglaublich viele Erfolgserlebnisse. Die Mannschaft hat ein Gefühl dafür entwickelt, dass sie gegen jeden Gegner gewinnen kann. Wir haben auch ein gewisses Gen in der Mannschaft: Das Team hat einen unbändigen Willen und einen großen Glauben an sich selber. Das ist das Wichtigste.

Wo steht der FC Ingolstadt in fünf Jahren?

Linke: Wenn ich eine Glaskugel hätte, würde ich es sagen. Ich hoffe, wir können einen ähnlichen Weg nehmen wie Augsburg. Der FC Augsburg hat sich über Jahre in der Bundesliga etabliert und im letzten Jahr sogar Europa League gespielt, weil er einen unheimlichen Lauf hatte. International zu spielen, ist für uns so weit weg. Für uns geht es darum, uns Jahr für Jahr in der Bundesliga zu etablieren und vielleicht auch die wirtschaftlichen Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass die Wahrscheinlichkeit in der nächsten Saison größer wird, das Ziel Klassenerhalt wieder zu erreichen.

ZUR PERSON: Thomas Linke (46) ist seit 2011 Sportdirektor des FC Ingolstadt. Der frühere Profi des FC Bayern verlängerte kürzlich seinen Vertrag bis in das Jahr 2018. Nach einem furiosen Premierenjahr der Ingolstädter in der Bundesliga bleibt das Ziel für die zweite Saison dasselbe: der Klassenverbleib.

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(dpa)