Joachim Löw: «Wir können zufrieden nach Hause gehen»

Frankfurt/Main – Fragen an Bundestrainer Joachim Löw nach dem 6:1-Sieg zum Abschluss der EM-Qualifikation gegen Nordirland.

Frage: Wie fällt Ihr Fazit nach dem klaren Sieg aus?

Joachim Löw: Mir hat ziemlich viel gut gefallen. Aus zwei Gründen. Wir haben uns nach dem Rückstand nicht beeindrucken lassen. Wir haben einfach sofort wieder nach vorne gespielt. Man hatte nicht das Gefühl, dass wir irgendwie nervös wurden. Und das Zweite, und das ist mir ganz wichtig, weil das war das Thema diese Woche: Wir haben das Spiel 90 Minuten konsequent mit aller Konzentration vorne und hinten zu Ende gespielt. Die Mannschaft hat sich für diesen Aufwand richtig belohnt. Die Konzentration war ständig hoch und wir haben über 90 Minuten versucht, Tore zu erzielen und haben die auch gemacht. Von daher hat es Spaß gemacht zu sehen, was die Mannschaft gezeigt hat.

Mit welchen Gefühlen fahren sie zur EM-Auslosung nach Bukarest?

Löw: Eine Auslosung ist für mich keine Anspannung. Es ist immer interessant, welche Gegner man bekommt, man kann sich mit den Gegnern beschäftigen. Das ist ein wichtiges Mitbringsel in die Heimat. Dass man weiß, welche Gruppengegner kommen auf einen zu. Ich habe jetzt die Töpfe gesehen. Portugal ist in Topf 3, Frankreich in Topf 2, Kroatien Topf 2 – also da sind überall starke Mannschaften. Von daher ist bei so einer Auslosung vieles möglich. Wir nehmen es, wie es kommt.

Sie haben viele Wechsel vorgenommen. Wie haben ihn die neuen Akteure gefallen?

Löw: Alle, die gespielt haben, haben die Sache sehr gut gemacht. Hinten haben Emre Can und Jonathan Tah die Aufgaben gut gelöst. Die Nordiren haben viele lange Bälle nach vorne gehauen. Julian Brandt hat sich gut bewegt und viele gute Aktionen gehabt. Er hat ein schönes Tor erzielt. Der Marc hatte relativ wenig zu tun in Tor. Dem war es nach dem Spiel relativ kalt. Und die Spieler, die reinkamen, haben die Sache so gemacht, wie man sich das vorstellt.

Sie werden bei der EM drei Gruppenspiele in München haben. Welchen Einfluss hat das auf das Turnier?

Löw: Das ist ein Vorteil, dass man nicht reisen muss. Es gibt bei einem Turnier auch Reisestrapazen, die man hat. Man kommt nach einem Spiel spät zurück. Das ist natürlich gut, in München zu spielen, wenn man sich darauf einstellen kann.

Nun haben sie eine lange Länderspiel-Auszeit bis März.

Löw: Die Pause von November bis März bedaure ich immer. Das zweite halbe Jahr, das sind sechs Spiele, September, Oktober, November, die sind relativ nah zusammen, da kann man den Faden aufnehmen. Wenn längere Pausen sind, dann ist es ein bisschen schwierig. Da muss man sehen, wer hat von den Spielern einen Rhythmus? Dann muss man einiges aufarbeiten, das ist nicht immer einfach. Der Mannschaft hat die Woche gut getan. Vier, fünf Trainingseinheiten, das macht sich in der Summe sofort bemerkbar. Die Pause tut uns dann auch weh, wir würden gerne früher spielen.

Mit welchen Testspielgegnern planen sie für März?

Löw: Spanien ist sicher, da sind die letzten Gespräche geführt. Der zweite Gegner steht noch nicht fest. Wir versuchen möglicherweise Portugal, Belgien, so eine Mannschaft zu bekommen. Auf der anderen Seite warten wir die Auslosung ab. Jetzt kann noch einiges passieren.

Wie wichtig ist es, mit einem guten Gefühl in die Pause zu gehen?

Löw: Es ist gut, der Eindruck bleibt bestehen. Es gibt den Spielern Selbstbewusstsein. Wir können zufrieden nach Hause gehen.

Serge Gnabry ist der Spieler des Jahres. Was zeichnet ihn aus?

Löw: Er ist ein Spieler, der einfach für die Mannschaft extrem wichtig ist, weil er die Bälle super verarbeitet, manchmal auch die Spitze verlässt. Er stellt verschiedene Ebenen her. Wenn andere in die Spitze gehen, kommt er raus. Er ist technisch überragend gut, denn er macht bewusste Tore. Er legt sich die Bälle zurecht. Auch seine Quote ist überragend. Das sind großartige Qualitäten. Aber nicht nur, weil er Tore erzielt, sondern, weil er viel arbeitet und viel mitspielt, immer. Das macht ihn wertvoll für uns.

Wie sieht ihr Jahresendspurt aus?

Löw: Bis zum 20. Dezember haben wir Termine. Da haben wir geplant, dass wir ins Ausland gehen, Spiele angucken, Champions League, Bundesliga sowieso. Über Weihnachten, Neujahr bis Mitte Januar ist dann Pause. Es ist auch wichtig, dass man den Kopf ein bisschen frei bekommt. Das Jahr war ja gespickt mit vielen Dingen, die wir zu bewältigen hatten. Auch mit einigen Problemen, wenn man so einen Umbruch hat und so viele Verletzungen.

Welche Wünsche haben sie sich für den Start 2020?

Löw: Ich wünsche mir, dass im nächsten Jahr alle gesund sind und einen guten Rhythmus aufnehmen. Dass wir im März keine Spieler haben, die lange ausgefallen sind in den ersten ein, zwei Monaten. Und dass wir Spieler haben mit Spielpraxis und körperlicher Fitness, das wünsche ich mir für die ersten Monate im Jahr.


(dpa)

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