Kobayashi fliegt am Rekord vorbei

Predazzo – Die Siegesserie von Überflieger Ryoyu Kobayashi ist vorbei, die Abreise aus Predazzo muss der Japaner ohne einen alleinigen Rekord in der Skisprung-Historie antreten.

Nach zuletzt sechs Weltcup-Siegen in Serie wurde der 22-Jährige nur Siebter und verpasste damit die Bestmarke von sieben Weltcup-Siegen am Stück. «Kobayashi hat die Tür aufgemacht, aber Dawid Kubacki ist mehr als aufrecht da durchgegangen», sagte Bundestrainer Werner Schuster über den Dauersieger, der nach wochenlanger Perfektion auf der WM-Schanze von 2013 erstmals wieder Schwächen zeigte – und prompt besiegt wurde.

Beim Sieg des Polen Kubacki (129,5 und 131,5 Meter) sprangen wie Kobayashi auch die DSV-Adler am Podium vorbei. Eine Überraschung gelang dafür David Siegel, der sein erstes Top-10-Resultat lieferte und als bester DSV-Adler im Trentino Fünfter wurde.

«Unglaublich, unfassbar. Damit hätte ich nie gerechnet. In der Saison kann kommen, was will, ich habe das Ziel erstmal erreicht. Geil. Ich bin komplett nassgeschwitzt», sagte der glücklich strahlende Siegel direkt im Anschluss im ZDF. Siegel landete damit auch vor seinem  Teamkollegen Markus Eisenbichler (6.) und Kobayashi, der vor allem im zweiten Durchgang zurückfiel. Der Österreicher Stefan Kraft und Kamil Stoch aus Polen komplettierten das Podest, beide waren schon am Samstag bei Kobayashis Sieg stark in der Spitze vertreten.

Das Bild der vollkommen durchmischten deutschen Skisprung-Mannschaft zeigte sich in Predazzo einmal mehr eindrucksvoll. Die letztjährigen Leistungsträger Richard Freitag (16.) und Andreas Wellinger (26.) sind derzeit weit von Top-Platzierungen und Bestleistungen entfernt, auch die Aufsteiger Stephan Leyhe (18.) und Karl Geiger (19.) blieben diesmal weit hinter ihren Möglichkeiten zurück. Leyhe hatte immerhin tags zuvor Rang vier belegt.

«Wir haben schon Potenzial liegengelassen. Markus hat noch Schadensbegrenzung betrieben», sagte Schuster über Eisenbichler, der am Samstag wegen einer Disqualifikation nicht starten konnte und am Sonntag mit einem guten zweiten Durchgang eine ordentliche Platzierung wahrte. «Besser ein guter als kein guter. Ich habe mich zu Tode geärgert, dass ich im Bett liegen muss. Es war halt eine Zwangspause», erklärte Eisenbichler, nachdem er wegen eines zu großen Anzugs vom ersten Einzel am Samstag ausgeschlossen wurde.

Während Wellinger («zäh») und Freitag («ganz kleine Schritte») ihre derzeitige Entwicklung beklagen, ist der frühere Teamkapitän Severin Freund inzwischen im Continental Cup aktiv und versucht dort, seine Form zu verbessern. «Bei ihm muss man hervorheben, wie er anstandslos in die zweite Liga geht. Das ist kein Honigschlecken. Von Bayern München in die Regionalliga: Das ist nicht so einfach», stellte Schuster klar.

Den ersten Lohn erhielt der 30 Jahre alte Niederbayer an diesem Samstag in Bischofshofen. Freund belegte im zweiten Einzel Rang drei und unterstrich damit den Aufwärtstrend in seinen Sprüngen. Die WM in Seefeld, die am 19. Februar beginnt, ist für Freund immer noch das große Ziel. «Die Türen sind offen bis zum Schluss», sagte Schuster.  Allerdings hat Freund mit Predazzo-Aufsteiger Siegel einen neuen Konkurrenten dazubekommen.


(dpa)

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