Kretzschmar gegen Proteste und Fußball-Neid

Berlin – Der ehemalige Handball-Nationalspieler Stefan Kretzschmar will trotz der großen Gefahren für seine Sportart in der Corona-Krise keinen Neid auf den Profifußball aufkommen lassen.

«Natürlich wissen wir nicht erst seit heute um unsere Stellung und Relevanz – aber das prangere ich überhaupt nicht an», sagte der Sportvorstand des Bundesligisten Füchse Berlin dem Internetportal Fokus online. «Mir ist schon bewusst, dass der Fußball eine absolute Ausnahmestellung hat, was aufgrund des Interesses der Öffentlichkeit in weiten Teilen gerechtfertigt ist.»

Während die Fußball-Bundesliga Wege sucht, die Saison ab Mai wieder zu starten, hat die Handball-Bundesliga wegen der Auswirkungen der Corona-Pandemie die Spielzeit vorzeitig abgebrochen. «Da müssen wir auch nicht neidisch auf die Gelder schauen», sagte Handball-Idol Kretzschmar zum Vergleich mit dem Fußball: «Wir suchen unsere Daseinsberechtigung in den Mannschaftssportarten hinter dem dominierenden Fußball und sollten uns nicht beschweren, sondern die Situation visionär angehen.»

Die Füchse waren gegen ein vorzeitiges Ende der Handball-Saison, dennoch haben die Berliner die Entscheidung der Liga akzeptiert. «Proteste, Einsprüche und Gerichtsverhandlungen haben in der heutigen Zeit relativ wenig zu suchen. Wenn man Solidarität fordert, sollte man bereit sein, sie auch einzugehen», betonte der 47 Jahre alte Kretzschmar. «Was die Mehrheit der Vereine entscheidet, ist dann die demokratischste aller Lösungen. Wir leiden gerade darunter, ja, aber wenn wir es nicht gewesen wären, hätte ein anderer darunter gelitten.» Durch die Quotientenregelung rutschten die Füchse in der Abschlusstabelle auf Rang sechs ab und belegen keinen internationalen Startplatz mehr für die neue Saison.


(dpa)

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