Kroos, Khedira, Hummels und Co.: Brüderpaare am Ball

Berlin – Der eine war mit 24 schon Weltmeister, mit 26 Jahren ist er Spielmacher bei Real Madrid. Der andere ist Kapitän beim Zweitligisten 1. FC Union Berlin. Toni und Felix Kroos gehören zu den bekanntesten deutschen Brüderpaaren, die durch den Fußball berühmt wurden.

Doch es gibt noch weitere Beispiele: Da sind zum Beispiel Thomas und Simon Müller, Mario und Felix Götze, Sami und Rani Khedira, Mats und Jonas Hummels. Kicken können sie alle. Und nicht immer steht der «kleine» Bruder im Schatten des großen Weltmeisters. Bestes Beispiel: die Fußball-Familie Kroos. Felix ist 14 Monate jünger und lange nicht so erfolgreich wie sein großer Bruder – doch bei den Union-Fans ist er der Liebling und hat schon den Spitznamen Toni weg. «Schuld» daran ist der Vorgänger von Trainer Jens Keller, André Hofschneider, der den Neuzugang in einem TV-Interview aus Versehen in «Toni» umgetauft hatte.

Toni und Felix verfolgen den Weg des anderen. Beide sind in Greifswald geboren, kommen aus einer sportbegeisterten Familie. Trainer-Vater Roland förderte die Talente seiner Söhne. «Boooom», twitterte Edeltechniker Toni Kroos, als Felix Ende November das Siegtor für die Wuhlheider in Sandhausen mit einem feinen Volleyschuss markierte. «Das nächste Essen geht auf dich», ließ Felix nach der fürstlich dotierten Vertragsverlängerung seines Bruders bei Real Madrid wissen. Champions-League-Gewinner Toni Kroos outete sich im RTL-Jahresrückblick als Union-Fan. Drückt er noch seinem Heimatclub Hansa Rostock die Daumen? «Nee. Union Berlin – wegen meines Bruders.»

Beim Bayern-Torjäger Thomas Müller «müllerte» es zuletzt nicht mehr so oft, doch der 27 Jahre alte Weltmeister ist und bleibt in jeder Hinsicht erstklassig. Bruder Simon ist zwar ein Jahr älter – kickt aber neun Klassen tiefer: beim TSV Pähl in Müllers Heimatdorf, in der A-Klasse Zugspitze 5. Aber auch Simon hat Spaß am Ball – und Humor. «Ich habe meinen ganzen Talent-Anteil großzügig Thomas überlassen. Lieber ein Vollprofi in der Familie als zwei Halbprofis», sagte er einmal in einem Zeitungs-Interview. Und auch Simon gehört zur großen Bayern-Familie, arbeitet in der Fanclubbetreuung des Rekordmeisters.

Wer Mario Götze hört, denkt sofort an jenen 13. Juli 2014: Im WM-Finale schießt der Münchner in der Verlängerung das 1:0-Siegtor gegen Argentinien. Inzwischen spielt der 24-Jährige wieder für Borussia Dortmund, sein jüngerer Bruder Felix kickt im U19-Team des FC Bayern. Dort trainiert der Innenverteidiger manchmal mit den Profis. «BVB-Spion beim Bayern-Training», schrieb eine Boulevardzeitung im Herbst vor dem Top-Spiel gegen Dortmund.

Der deutsche Rekordmeister hat den 18 Jahre alten Felix Götze auf der sogenannten B-Liste sogar für die Champions-League-Saison 2016/17 gemeldet. Auch Mario Götzes älterer Bruder Fabian (26) spielte einmal für die 2. Mannschaft von Bayern München und dann für die SpVgg Unterhaching. Inzwischen hat er seine Karriere beendet und ein Studium aufgenommen.

Mats und Jonas Hummels haben immer noch den gleichen Freundeskreis wie in der Schulzeit. Dass aus den Söhnen einer Journalistin und eines Fußballtrainers passable Kicker wurden, ist keine so große Überraschung. Weltmeister Mats wechselte in diesem Sommer von Borussia Dortmund in seine Heimatstadt zu Bayern München; kurz vor Weihnachten feierte er seinen 28. Geburtstag.

Sein zwei Jahre jüngerer Bruder Jonas musste seine Karriere im Mai 2016 nach zwei Kreuzbandrissen beenden, zuvor kickte er lange bei der SpVgg Unterhaching. Jetzt studiert er Psychologie an der Fernuni Hagen und kommentiert Spiele beim TV-Sender DAZN. «Das ist ein bisschen schade. Aber man kann ja nicht ewig in der Vergangenheit leben», sagt Vater Hermann Hummels zur Verletzung von Jonas. «Ich sehe meine Söhne regelmäßig. Wir sind ja eine Familie, logisch, wie andere auch. Aber die Profis sind ja heute ständig auf dem Sprung.»

Sami Khedira ist nach fünf Jahren bei Real Madrid nun auch beim italienischen Rekordmeister Juventus Turin angekommen – mit dem souveränen Winterchampion träumt er vom historischen sechsten Scudetto in Serie. Der 29-Jährige hat in der laufenden Saison 20 Pflichtspiele absolviert, sein sieben Jahre jüngerer Bruder Rani beim Überraschungs-Team RB Leipzig gerade mal zwei Kurzeinsätze. Für ihn stehen die Zeichen beim Bayern-Verfolger auf Abschied. Laut Sportdirektor Ralf Rangnick hatte Rani Khedira «einen großen Anteil an dem Aufstieg letzte Saison» – jetzt brauche er «mehr Spielpraxis».


(dpa)

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