«No-Name-Trainer» Berndroth fordert FC Bayern

Darmstadt – Ramon Berndroth babbelt Hessisch. Bisher fiel das im deutschen Profifußball nicht groß auf, weil der 64-Jährige vor allem in der Äppelwoi-Region tätig war: in unterschiedlichen Funktionen bei Eintracht Frankfurt, Kickers Offenbach, beim FSV Frankfurt und Darmstadt 98.

Bei den «Lilien» steht er nun plötzlich als Bundesliga-Trainer im Rampenlicht – und wird sich nach dem Spiel am Sonntag (15.30 Uhr) gegen den FC Bayern sicherlich besonders anstrengen, Hochdeutsch zu sprechen.

«No-name-Trainer» nennt sich Berndroth selbst. Trotz der unglücklichen 0:1-Niederlage zu seinem Einstand beim SC Freiburg («Ei hätta wir den Elfer net bekomma…») hat der Interimscoach dem Abstiegskandidaten wieder Leben eingehaucht. Darmstadt muss vor der Winterpause aber nicht nur gegen den Rekordmeister aus München ran, sondern am Mittwoch auch noch bei Hertha BSC.

«Glauben Sie mir: Ich traue dem Ramon zu, dass er beide Spiele gewinnt. Dann muss der Präsident auch keinen neuen Trainer suchen», sagt Dragoslav Stepanovic und schwärmt so laut von Berndroth, dass das Telefon dröhnt. Unter «Lebbe geht weider»-Stepi war Berndroth einst Co-Trainer bei der Eintracht – in 97 Spielen in der Ersten und Zweiten Liga. Seine Chefs hießen auch Karl-Heinz-Körbel, Klaus Toppmöller, Jupp Heynckes, Horst Ehrmantraut und Horst Heese.

Die ganz große Bundesliga-Karriere wird Berndroth aber wohl nicht mehr machen. Darmstadts Vereinsboss Rüdiger Fritsch hat längst signalisiert, dass zum Trainingsauftakt im neuen Jahr ein neuer Chefcoach präsentiert werden soll.

«Er ist unheimlich loyal. Ich habe noch nie gehört, dass er über irgendjemand was Schlechtes erzählt hat», sagt Stepanovic. «Er könnte jeden Tag zu jedem seiner ehemaligen Vereine gehen – und jeder würde ihm freundlich ‚Guten Tag‘ sagen.»

Seit 2014 leitet Berndroth das Nachwuchsleistungszentrum in Darmstadt, die Beurlaubung von Norbert Meier spülte ihn jetzt ganz nach oben.

Der gebürtige Mainzer Berndroth kennt die Bundesliga aus dem Effeff. «Er ist ein Taktiker bis zum Geht-nicht-mehr», sagt Stepanovic. Der aktuell älteste Bundesliga-Chefcoach hat zusammen mit seinen Assistenten Kai Peter Schmitz und Dimo Wache erstmal die alten «Lilien»-Tugenden aufgefrischt. Damit schaffte der Außenseiter in der vergangenen Saison unter Dirk Schuster den Klassenverbleib.

In Freiburg hatte Berndroth acht Spieler aus der Stammelf der vergangenen Saison aufgeboten und kann nun vor allem auf den so wichtigen Kapitän Aytac Sulu bauen. Der Abwehrchef hatte kurz vor dem Anpfiff in der Kabine seine Mitspieler aufgepuscht. «Der Aytac, des is en eschte Kapitän, net so einer mit Mund nur so… », erklärte Berndroth. «Wenn isch diese Ansprache hör… isch hab ja Gänsehaut bekomme.»


(dpa)

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