Nordkoreas Olympia-Teilnahme ein Propaganda-Coup

Pyeongchang – Auf diplomatischer Ebene gilt Nordkoreas Teilnahme an den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang als Propaganda-Coup von Machthaber Kim Jong Un – aus sportlicher Sicht liefen die nordkoreanischen Athleten deutlich hinterher. 

Die beste Platzierung erreichte noch das Eiskunstlauf-Paar Ryom Tae Ok und Kim Ju Sik mit Platz 13. Medaillen gewann Nordkorea zwar nicht, doch bei ihren Auftritten erhielten die Athleten des Landes in den Hallen für die Eiswettbewerbe oder an den Skistrecken und Loipen starken Applaus.

Nordkoreas Machthaber konnte sich der Aufmerksamkeit des Olympia-Publikums und der internationalen Medien sicher sein, die zahlreichen von ihm gesandten Cheerleader – junge, stets lächelnde Frauen – auf sich zogen. Die «Armee der Schönen», die von Wettbewerb zu Wettbewerb mit koreanischer Beteiligung fuhr, war schon bei früheren Großveranstaltungen in Südkorea ein Renner. Auch mit der Entsendung seiner jüngeren, einflussreichen Schwester Kim Yo Jong zur Eröffnungsfeier hatte Kim überrascht. Hatte er sie geschickt, um ein freundlicheres Gesicht der Diktatur zu zeigen?, fragten sich die Südkoreaner.

Die Nordkoreaner zu Hause wurden offensichtlich nicht Zeuge all der  freundschaftlichen Gesten und historischen Momente der Spiele für ihre Landsleute. «Nach unserer Beobachtung gab es im nordkoreanischen Fernsehen keine Berichterstattung», sagte eine Sprecherin des Vereinigungsministeriums in Seoul.

Ob von vornherein keine TV-Bilder geplant waren, ist unklar. Wenn nordkoreanische Sportler im Ausland gewinnen, werde dies normalerweie von den Staatsmedien als Beweis für die Überlegenheit des eigenen Systems propagiert, sagen nordkoreanische Flüchtlinge. Die kommunistische Führung fördert schon seit langem den Sport als Instrument, ihr sonst international schlechtes Image zu verbessern.

Auch mit der Teilnahme an den Winterspielen ergriff Nordkorea nach Meinung von Beobachtern die Chance, nach außen ein besseres Bild von sich zu zeigen. Von den Sportlern des Landes waren dagegen keine Wunderdinge erwartet worden. Dafür war die Symbolik umso größer. Die Teilnahme einschließlich des gemeinsamen Einlaufs bei der Olympia-Eröffnungsfeier mit den südkoreanischen Athleten sowie der Spiele der gesamtkoreanischen Frauen-Eishockey-Mannschaft waren Teil politischer Vereinbarungen zwischen Seoul und Pjöngjang, die auch vom IOC unterstützt wurden. Sie sollten den Willen zur Annäherung der beiden Länder unterstreichen. 

Nordkorea hatte insgesamt 22 Athleten geschickt, darunter zwölf Eishockey-Spielerinnen. Den emotionalen Höhepunkt der Teilnahme bot  dann auch das vereinte Team. Obwohl die Fusion bei vielen Südkoreanern anfangs gar nicht gut ankam, weil sie den eigenen Spielerinnen Einsatzzeit nahm, wurde die Mannschaft bei ihren Auftritten immer wieder von den Zuschauern angefeuert. Am Ende verlor sie alle fünf Matches. 

Die Gesichter der nordkoreanischen Mannschaft waren die Paarläufer Ryom und Kim, weil sie die bekanntesten waren und das gemeinsame Einshockey-Team eher ein Sonderfall war. Als einzige unter den Nordkoreanern hatten sie sich auch sportlich für Olympia qualifiziert. Die 18-jährige Ryom sprach in Pyeongchang nach ihrem Wettkampf auch offen vor Journalisten. Bei ihrem Olympia-Debüt habe es keine Probleme in Südkorea gegeben. «Wir konnten die Kraft und Energie der Koreaner spüren.»


(dpa)

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