Özil bei Arsenal-Jubiläum mit «Killer-Moment»

Cardiff – Nach dem Abpfiff im Cardiff City Stadion schüttelten sich Mesut Özil und sein Trainer Unai Emery die Hände. Es war eher eine formale als eine herzliche Geste, geprägt von der Erleichterung über Arsenals knappen Sieg statt von großer Freude.

«Schön, dass ich mein fünfjähriges Jubiläum mit drei Punkten feiern konnte», twitterte Özil, der seit September 2013 für die Gunners kickt. Das hart erkämpfte 3:2 (1:1) beim Aufsteiger war nach einer erneuten Woche mit Negativschlagzeilen ein wichtiger Erfolg für den früheren deutschen Fußball-Nationalspieler, der in London nicht unumstritten ist.

Nach einer guten Stunde hatte der Jubilar in Cardiff den Treffer zum 2:1 mit einem Pass auf Alexandre Lacazette eingeleitet, der den Ball wiederum zum Torschützen Pierre-Emerick Aubameyang weiterleitete. Einen «Killer-Moment» nannte es die Zeitung «Guardian», die jedoch nicht mit Kritik sparte. «Es wäre unsinnig, über Özils Beitrag ins Schwärmen zu geraten», schrieb das Blatt, «denn über weite Strecken blieb er außen vor.»

Ein ähnliches Fazit konnte man auch aus den Worten seines Trainers heraushören. Der lobte Özil mit einer klaren Einschränkung. «Ich glaube, heute in der zweiten Hälfte hat Mesut ein gutes Spiel gemacht», sagte Emery, «denn er hat jede Minute, die er auf dem Platz war, gearbeitet.» Zur ersten Halbzeit sagte Emery nichts.

Für die Blogger der Arsenal-Fanseite «paininthearsenal» war indes klar, dass der Waliser Aaron Ramsey der bessere Leader ist. «Es geht darum, wer mit dem Rampenlicht umgehen kann», schrieben sie. «Özil kann das nicht. Er ist als Randfigur am besten.» Das habe sich sowohl im Spiel gegen West Ham United (3:1), bei dem Özil vor einer Woche fehlte, als auch in der Partie in Cardiff gezeigt, bei der beide gemeinsam in der Startelf spielten.

Gegen West Ham hatte Özil gar nicht im Kader gestanden. Weil er krank war, wie Emery insistierte. Britische Medien spekulierten trotzdem über einen Streit zwischen Spieler und Trainer. Dass nach zwei Pleiten zum Auftakt im ersten Spiel ohne Arsenals Topverdiener prompt der erste Saisonsieg gelang, bestärkte Özils Kritiker in England.

Kurz darauf sah sich der Weltmeister von 2014 auch in Deutschland neuer Kritik ausgesetzt, als bekannt wurde, dass er seinen Rücktritt aus der Nationalelf nicht mit Bundestrainer Joachim Löw besprochen hatte. «Er hat mich nicht angerufen, ich erreiche ihn nicht», hatte Löw moniert.

Während sich die deutsche Nationalmannschaft auf die Länderspiele gegen Frankreich und Peru vorbereitet, kann sich Özil in den zwei spielfreien Wochen ganz auf Arsenal konzentrieren. Emery deutete immerhin an, dass er auch in Zukunft auf den 29-Jährigen setzen will. «Ich denke, wir brauchen seine Qualität für das Team.»

Für einen anderen deutschen Profi der Gunners könnte der Sieg beim Aufsteiger noch ein Nachspiel haben. Shkodran Mustafi zeigte nach seinem Torjubel in Richtung seines Teamkollegen Granit Xhaka den doppelköpfiger albanischen Adler. Wenn der Jubel Mustafis, dessen Eltern albanische Einwanderer sind, als politische Geste gewertet wird, droht ihm eine Strafe durch den englischen Fußballverband FA.

Der Schweizer Xhaka hatte den Doppeladler im Sommer bei der WM in Russland gezeigt und war daraufhin von der FIFA wegen «unsportlichen Verhaltens» bestraft worden. Außer Xhaka wurden zwei weitere Schweizer mit Geldstrafen belegt, die in der Premier League unter Vertrag stehen: Xherdan Shaqiri, der beim FC Liverpool spielt, und Stephan Lichtsteiner, Abwehrspieler des FC Arsenal.


(dpa)

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