Pechstein schreibt Brandbrief an DESG-Sportdirektor

Berlin – Claudia Pechstein ließ sich zwei Tage Zeit, dann bündelte die fünfmalige Olympiasiegerin ihre Wut in über 1600 Wörtern.

In einem am 14. November bei Facebook veröffentlichten Brandbrief griff Pechstein DESG-Sportdirektor Matthias Kulik scharf an, verteidigte ihren zwei Tage zuvor vom Verband ausgebooteten Lebensgefährten Matthias Große und kündigte Gespräche auf höchster Ebene an. Die Deutsche Eisschnelllauf-Gemeinschaft steht endgültig vor der Zerreißprobe.

«Ihre vorsätzliche Schädigung meines sportlichen Weges und meines Umfeldes ist der falsche Weg, Herr Sportdirektor!», schrieb Pechstein und forderte Kulik auf, «endlich Verantwortung zu übernehmen und klare Konsequenzen aus dem in diesem ‚Offenen Brief‘ aufgezeigten Missständen zu ziehen». Das Wort «Rücktritt» benutzte sie dabei nicht, kündigte aber Gespräche mit dem Deutschen Olympischen Sportbund sowie «auch gern» dem Bundesinnenministerium an.

Pechstein werde weiterhin für «meinen Verband» kämpfen, schrieb die 47-Jährige, die gemeinsam mit Große in den vergangenen Jahren immer wieder polarisiert hatte, «denn so wie dargestellt kann und wird es sicher auch nicht weiter gehen. Sie machen mir meinen Traum von der Teilnahme an den 8. Olympischen Spielen nicht kaputt.» Zugleich stellte Pechstein fest, dass ihr Partner Große, den sie als neuen DESG-Präsidenten vorgeschlagen hatte, «bereits heute» Zusagen von unter anderem «bereitwilligen» Sponsoren habe, um den angeschlagenen Verband finanziell wieder auf Kurs zu bringen.

Die DESG hatte den umstrittenen Große, der an der Seite Pechsteins zweimal zu Olympischen Spielen gereist war, wegen «verbandsschädigender» Aussagen aus dem Betreuerstab der Nationalmannschaft gestrichen. Diesen Vorwurf wies Pechstein zurück: «Es werden Lösungsansätze und wirklich professionelle Vorgehensweisen, in der schweren Zeit der jetzigen Krise geäußert und finden große Beachtung.» Ins Spiel gebracht hatte sie Große nach dem überraschenden Rücktritt von DESG-Präsidentin Stefanie Teeuwen, was für Kontroversen und auch erhebliches Kopfschütteln gesorgt hatte.

Für Athletensprecher Moritz Geisreiter ist Große, den Pechstein mal als ihren «Bodyguard» und Mentalcoach bezeichnet hatte, nicht der richtige Mann für das Präsidentenamt. «Ich halte ihn nicht für einen geeigneten Kandidaten, weil er in meinen Augen nicht in der Lage ist, den Verband nach innen und außen zu einigen», unterstrich der Inzeller im Interview der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung».

Dieser «Kleinkrieg zwischen dem Pechstein-Lager und dem Verband erstrecke «sich nun ja schon über mehrere Jahre in immer neuen Facetten», sagte Geisreiter, schloss aber für sich eine Kandidatur für das Präsidentenamt aus. Die beiden verbliebenen Präsidiumsmitglieder Uwe Rietzke und Dieter Wallisch hatten angekündigt, Gespräche mit Große führen zu wollen.


(dpa)

(dpa)