Sargent begeistert Werder – Kohfeldt bremst Erwartungen

Bremen – Nachdenklich wurde der ansonsten so gelöste Trainer Florian Kohfeldt nach dem Ende von Werder Bremens Krise nur in einem Punkt. Sein ausgetüftelter Plan mit Sturm-Juwel Joshua Sargent wurde beim 3:1 (1:1) gegen Fortuna Düsseldorf zerstört.

Das lag an der Bremer Personalsituation, an Kohfeldt selbst und zu einem nicht unerheblichen Teil am erst 18 Jahre alten US-Angreifer. Keine zwei Minuten war der Rotschopf in seinem ersten Bundesligaspiel auf dem Platz, da köpfte Sargent mit seinem ersten Ballkontakt zur Entscheidung (78. Minute) für Werder in einem eminent wichtigen Spiel ein. Werder, zuvor fünf Spiele sieglos, musste gewinnen und Werder gewann. Auch dank des großen Talents, das eigentlich erst ab der Winterpause bei den Profis eingeplant gewesen war. «Beginners luck» (Anfängerglück) twitterte Sargent nach seinem Traum-Einstand.

Öffentlich reden darf «der Junge» (Kohfeldt) noch nicht. «Ich bitte da um Verständnis», rechtfertigte Werders Trainer den Maulkorb. «In so einem jungen Spieler ist jetzt einfach so viel drin. Das will ich ihm nicht zumuten, es gibt schon genug Aufregung um ihn.» In Wirklichkeit gab es schon vor Freitag einen regelgerechten Hype um den jungen Angreifer aus Missouri.

Vor einem Jahr holte Bremens Sportchef Frank Baumann den europaweit begehrten Spieler aus St. Louis und war darüber mächtig stolz. Fortan wurde im Werder-Kosmos jeder Schritt des Teenagers begleitet, obwohl der im ersten halben Jahr noch gar nicht spielen durfte: Volljährig wurde Sargent erst nach dem Ende der Wechselperiode 2017/2018.

Seine Fähigkeiten deutete Sargent ab dem Sommer zu Genüge im Bremer Viertliga-Team an. In seiner Heimat sorgt man sich weniger um die Entwicklung. Für das US-Nationalteam lief Sargent bereits sechsmal auf und schoss dabei zwei Tore. Nach sieben Treffern in zwölf Spielen für das Bremer Regionalliga-Team war auch Kohfeldt klar: An Sargent kommt auch er im Profikader nun nicht mehr vorbei, nachdem der Japaner Yuya Osako krankheitsbedingt ausgefallen war.

«Mir war klar, dass ich ihn nicht wieder vertrösten kann. Das kannst du mit einem älteren Spieler machen, aber nicht zweimal mit einem jüngeren», sagte Kohfeldt, der das große Talent eigentlich erst im Winter-Trainingslager in Südafrika heranführen wollte.

Dass dies nicht so kam, war Sargents Mitspielern herzlich egal. Offensichtlich konnte der 18-Jährige auch im Umgang mit den Profis schon ordentlich punkten. Die Aussagen waren so überschwänglich wie ungewöhnlich. «Man merkt, dass er aus einem guten Elternhaus kommt», sagte etwa Abwehrspieler Sebastian Langkamp und fügte hinzu: «So kann es weitergehen. Ich glaube, dass er eine große Perspektive hat.»

Bremens Coach ist nun spürbar bemüht, den Hype um Sargent nicht allzu groß werden zu lassen. «Josh hat zwar sein Tor gemacht, und ich will auch kein Wasser in den Wein gießen, aber es waren auch ein paar Situationen dabei, die nicht so gut waren», sagte der 36-Jährige. Ob der halb so alte Sargent am kommenden Wochenende in Dortmund wieder im Kader steht, ist offen. «Die Welt würde nicht untergehen, wenn nicht», befand Kohfeldt.


(dpa)

(dpa)