«Selbstkritik» gefordert: Macher für WM-Konsequenzen

Berlin – Struktur auf Top-Niveau, Aufbau einer eigenen Kultur und selbstkritische Analyse: Aus der Bundesliga werden nach dem WM-Fehlschlag der deutschen Basketballer deutliche Forderungen laut. Direkte negative Auswirkungen durch den enttäuschenden 18.

Platz in China fürchten die Macher der Clubs wenige Tage vor dem eigenen Saisonstart in einer dpa-Umfrage zwar nicht, sehen den Verband aber für die Zukunft unter Zugzwang.

«Die BBL entwickelt sich seit Jahren sehr gut», sagte Thomas Stoll, Geschäftsführer von ratiopharm Ulm. «Jetzt müssen wir den DBB in die Pflicht nehmen, ebenfalls professionellere Strukturen zu entwickeln und mehr die Expertise der BBL in Anspruch zu nehmen.»

Das vor dem Turnier hoch gelobte Team von Bundestrainer Henrik Rödl war bei der WM bereits in der Vorrunde gescheitert – unter anderem durch eine Niederlage gegen die Dominikanische Republik. Dies sei «sehr bitter und ein herber Rückschlag für unsere Bemühungen, die Bedeutung der Sportart wachsen zu lassen», kritisierte Martin Geissler, Geschäftsführer von Syntainics MBC aus Weißenfels. «Eine Sportart lebt immer auch erheblich von den Erfolgen der Nationalmannschaft. Da hilft es absolut nicht, diesen Misserfolg klein zu reden. Selbstkritik ist in dieser Situation angebrachter, anstatt Medienkritik zu äußern.»

Vor allem DBB-Präsident Ingo Weiss hatte sich nach dem Turnier schützend vor die Mannschaft gestellt. Der Verbandschef verteidigte unter anderem NBA-Profi Dennis Schröder gegen öffentliche Kritik und bemängelte dabei negative Sichtweisen in der Berichterstattung. «Der DBB muss sich hinterfragen, warum die Sportöffentlichkeit die diesjährige Mannschaft so negativ wahrgenommen hat», sagte Ingo Freyer, Trainer der Jobstairs Giessen 46ers.

Wie sein Amtskollege Stoll forderte auch ALBA Berlins Geschäftsführer Marco Baldi den Deutschen Basketball Bund auf, die Bundesligaclubs stärker in seine Arbeit einzubeziehen. «Ich finde es immer klug, wenn man sich bei den Menschen, die das ganze Jahr mit den Spielern zusammenarbeiten, Wissen und Anleitung und Ideen holt», sagte der Macher des Hauptstadtclubs bei Magentasport. «Ich glaube, dass der deutsche Basketball ein Problem hat, weil er sehr im eigenen Saft kocht. Der deutsche Verband ist der einzige Verband in den populären Sportarten, der völlig autark seine Dinge vorbereitet und durchzieht.» Wenn dies geändert werde, könne sich bei den Nationalteams eine Identität entwickeln.

Dabei dürfte eine Personalie von großer Bedeutung sein. Im Jahr der WM hatte der bisherige Sportdirektor Ralph Held den DBB zum 31. Mai verlassen, der Posten dürfte zeitnah nachbesetzt werden. Bundestrainer Henrik Rödl steht nach einem Machtwort von Verbandschef Weiss schon während des Turniers ohnehin nicht zur Disposition.

Der Vertrag des Coaches läuft bis zur Heim-EM 2021. Auf dem Weg dorthin sieht Braunschweigs Trainer Pete Strobl statt negativer WM-Konsequenzen für die Liga sogar noch einen möglichen positiven Effekt: «Ich glaube vielmehr, dass die Diskussionen über die Nationalmannschaft in den Medien – wenn auch negativ – tatsächlich dabei helfen, noch mehr Interesse und Aufmerksamkeit für Basketball im Allgemeinen zu wecken.»


(dpa)

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