Trotz Dauerkrise und Niederlagen: Krupp unumstritten

Berlin – Uwe Krupp hatte offensichtlich eine Vorahnung. «Wir müssen uns wehren, dass alles den Bach runtergeht, wenn wir verlieren», hatte der Cheftrainer der Eisbären bereits vor der 3:4-Niederlage bei den Fishtown Pinguins gesagt.

Nach der siebten Niederlage in Serie stellt sich aber die Frage, wie der Totalabsturz des DEL-Rekordchampions noch aufzuhalten ist. Selbst das Verpassen der Pre-Playoffs ist inzwischen ein realistisches Szenario.

An den meisten anderen Eishockey-Standorten wäre Krupp längst ins Visier der Kritiker geraten und müsste ernsthaft um seine Weiterbeschäftigung fürchten. Eine derartige Pleitenserie der Eisbären gab es in Berlin zuletzt in der Saison 2006/2007, die das Ende der Ära Pierre Pagé in Berlin einläutete.

In Berlin stehen die Dinge anders. Die Qualität im Kader ist längst nicht mehr die vergangener Jahre. Viele ehemalige Meisterspieler haben ihre besten Jahre längst hinter sich. Club-Ikone Sven Felski bemängelte bei «Telekomeishockey.de» dennoch: «Die erfahrenen Spieler müssen ihre Rollen wieder besser ausfüllen.» Aber auch Neuverpflichtungen sorgten in den vergangenen Jahren nur selten für die erhoffte Verstärkung.

Daran scheiterte bereits Jeff Tomlinson, der die Eisbären nach der bis dato letzten Meisterschaft 2013 übernahm. Inzwischen zeigt sich, dass selbst der ehemalige Bundestrainer Krupp sich schwertut mit einer Mannschaft, die viele Verletzungen zu verkraften hat – derzeit Jonas Müller, Marcel Noebels, Frank Hördler, Darin Olver, Bruno Gervais -, aber in ihren Möglichkeiten auch einfach beschränkt ist. Dass der 51-Jährige am Sonntag Barry Tallackson trotz Personalmangels auf die Tribüne schickte, zeigt die aktuelle Not.

Ganz oben auf der Wunschliste Krupps steht ein Assistenztrainer. Denn der Chefcoach brillierte immer dann, wenn er sich auf einen taktisch gewieften Mann an seiner Seite verlassen konnte. Zudem ist es kein Geheimnis, dass er von einem deutlich breiteren Kader träumt.

Anders als in Köln, wo er als Sportdirektor deutlich mehr Einfluss auf Personalentscheidungen hatte, liegen die Transfers in Berlin im Aufgabenbereich des Sportlichen Leiters Stefan Ustorf sowie von Geschäftsführer Peter John Lee. Dieser weilt in diesen Tagen in den Vereinigten Staaten, um dem Eisbären-Eigner Anschutz Entertainment Group in Los Angeles die Entwicklung in der Hauptstadt zu erklären.

Ob die Eisbären in Sachen Personal noch mal tätig werden, ließ Ustorf offen. «Wir verpflichten nur einen Spieler, von dem wir überzeugt sind, dass er uns weiterbringt.» Vor allem appellierte an die Spieler, die aktuell in Berlin unter Vertrag stehen: «Die Mannschaft muss Wege finden, um mal wieder einen Sieg zu holen.»

Von Krupps Arbeit sind die Eisbären-Verantwortlich nach wie vor überzeugt. Die Schaffenskrise sei nicht Sache des Trainers, ist Ustorf überzeugt, «die Spieler müssen ihre Ärmel hochkrempeln». Falls diese Saison aber komplett den Bach runtergeht, stellt sich die Frage, ob Krupp seinen Vertrag bis Saisonende 2018 auch wirklich erfüllt. Ustorf meint; «Ich glaube nicht, dass er das Handtuch wirft.» So ziemlich alle wären dann große Verlierer.


(dpa)

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