Rio de Janeiro (dpa) – Geht es nach guter Laune und zur Schau getragener Gelassenheit wird es für die deutschen Schwimmer kein weiteres Olympia-Debakel wie 2012 geben.
Paul Biedermann etwa geht seine Spiele mit der Gelassenheit des Alters an. Anders als 2012. Nur eine Olympia-Medaille fehlt dem Weltrekordler über 200 Meter Freistil noch, doch Biedermann lächelt alle Fragen dazu weg. «Davon hängt nicht mein Seelenheil ab, es schwimmt nicht Wehmut mit, ich freu mich auf den Abschluss und das Leben danach», sagte Biedermann in Rio de Janeiro.
An seinem 30. Geburtstag am Sonntag stehen Vorlauf und Halbfinale über die Paradestrecke an. Sein Karriereende in Rio will er zu allererst genießen und fühlt nicht den Druck von vor vier Jahren. «In London war es eine andere Erwartungshaltung an mich. Das habe ich jetzt hier nicht: Ich kann einfach schwimmen und zeigen was ich kann.» 2012 waren die deutschen Beckenschwimmer erstmals seit 80 Jahren ohne Olympia-Medaille geblieben.
Auch über die ungewohnten Wettkampfzeiten mit dem Vorläufen ab 13.00 Uhr und Halbfinals und Endläufen bis nach Mitternacht regt sich keiner mehr auf. «Es ist schon merkwürdig, wir kommen nachts um zwölf vom Training und das Olympische Dorf ist wie leer gefegt», beobachtete Franziska Hentke, neben Biedermann und Weltmeister Marco Koch eine der deutschen Hoffnungen, die für zwei bis drei Medaillen im olympischen Becken sorgen sollen.
So einiges hat die Teamleitung getan, damit die 27 Schwimmer in den ungewohnten Bio-Rhythmus finden – mit Abendessen um zwei Uhr nachts und Mittagessen um 18.00 Uhr. Eine eigene Etage mit abgeklebten Fenstern soll das nötige Ausschlafen garantieren, spezielle Tageslichtlampen die Sportler auch nach dem frühen Sonnenuntergang des brasilianischen Winters noch lange munter halten. «Es wurde alles für uns getan», beteuerte Hentke, und auch Biedermann prognostiziert: «Daran wird es nicht liegen.»
Die Dauerdiskussion um Doping blendet er aus. «Ich versuche mich nicht damit zu beschäftigen, das hilft mir nicht, schnell zu schwimmen. Natürlich ist die Entwicklung schade und traurig für den olympischen Sport». Er habe seine Konkurrenten Sun Yang aus China und den Südkoreaner Park Tee-Hwan gesehen und mit ihnen ein paar Worte gewechselt. Doch dabei ging es nicht um deren abgelaufenen Dopingsperren. «Es ist immer das selbe: Jeder sagt, er sei gut drauf», plauderte Biedermann grinsend aus dem Nähkästchen.
Chefbundestrainer Henning Lambertz wollte sich zum Hin und Her des Startrechts der russischen Schwimmer nicht mehr ausführlich äußern. «Ich bin da etwas leidenschaftloser geworden, weil die Meldungen sich überschlagen, dass uns das teilweise etwas verwundert. Wir hoffen, dass viele saubere Sportler dabei sind», sagte Lambertz bei der Pressekonferenz der deutschen Schwimmer vor deren Wettkampfauftakt am Samstag.
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(dpa)