Zwanziger: Vorstoß gegen WM in Katar würde DFB schaden

Altendiez – Der frühere DFB-Präsident Theo Zwanziger hält einen deutschen Vorstoß, Katar noch die Fußball-Weltmeisterschaft 2022 zu entziehen, nicht für ratsam.

«Wenn mich Herr Grindel fragen würde, ob er beantragen soll, Katar die WM wegzunehmen, würde ich ihm davon abraten», sagte der 73-Jährige aus Diez in einem Interview des Magazins «11 Freunde» mit Bezug auf den heutigen Verbandsboss Reinhard Grindel. «Es würde dem DFB nur schaden, etwa wenn es darum geht, wieder ein großes Turnier auszurichten. Denn selbst wenn der DFB der mitgliederstärkste Verband ist, hat er im UEFA-Kongress wie alle anderen nur eine Stimme», erklärte Zwanziger weiter.

Katar steht als WM-Gastgeber schon lange in der Kritik – wegen Korruptionsvorwürfen bei der Stimmenvergabe, der Menschenrechtslage im Land und der klimatischen Bedingungen. Wegen der großen Hitze findet das Turnier erst vom 21. November bis 18. Dezember statt.

Der Deutsche Fußball-Bund, so Zwanziger, sei aber nicht machtlos: «Er sollte mit anderen fortschrittlichen Verbänden in der UEFA an nachhaltigen Verbesserungen arbeiten.» Mit Alleingängen verändere man im System von Gianni Infantino, dem Präsidenten des Fußball-Weltverbandes, nichts. «Die FIFA geht nach dem Prinzip vor: ‚Wes Brot ich ess, des Lied ich sing. Und momentan isst die FIFA das Brot von Katar.»

Zwanziger bezeichnete in dem Interview Katar erneut als «Krebsgeschwür des Fußball». Wegen dieses Begriffs war der katarische Fußball-Verband mit einer Unterlassungsklage gegen ihn vorgegangen, die 2016 vom Landgericht Düsseldorf abgewiesen wurde. Zwanziger war von 2006 bis 2012 DFB-Präsident und ist auch in die «Sommermärchen»-Affäre um die WM 2006 in Deutschland verwickelt.


(dpa)

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