Zwei Tore, sechs Punkte: Bittencourt lässt Werder hoffen

Bremen – Wäre Florian Kohfeldt ein abergläubischer Trainer, hätte er seinen Wunschspieler Leonardo Bittencourt eigentlich nicht zu Werder Bremen holen dürfen.

Der frühere deutsche Junioren-Nationalspieler wechselte 2018 zum Champions-League-Club 1899 Hoffenheim – und wurde mit dem Verein nur Neunter. Er ging 2015 zum 1. FC Köln – und stieg mit dem späteren Europa-League-Teilnehmer am Ende ab. Dass sich die Dinge nicht so entwickeln, wie Bittencourt und sein jeweiliger Verein sich das vorstellen, begleitet den 26-Jährigen nun schon länger. Auch der einstmalige Europa-League-Kandidat Werder Bremen steht schließlich seit vier Monaten auf einem Abstiegsplatz.

Dass die Hoffnung in Bremen vor dem wichtigen Nachholspiel gegen Eintracht Frankfurt (Mittwoch, 20.30 Uhr/Sky) wieder zurück ist, hat aber auch viel mit dem in Leipzig geborenen Sohn des früheren brasilianischen Bundesliga-Profis Franklin Bittencourt zu tun. Nach einer langen sportlichen Krise gewann der Tabellen-17. zuletzt mit 1:0 bei Schalke 04 und mit 1:0 beim SC Freiburg. Dazwischen lag ein überzeugendes 0:0 gegen Borussia Mönchengladbach. Beide Siegtore in dieser Zeit des dringend benötigten Aufschwungs schoss Bittencourt.

«Fakt ist: Er war in zwei entscheidenden Momenten für uns da», sagte Trainer Kohfeldt. «Und das waren Momente, die sechs Punkte bedeuten. Er ist also, verharmlost gesagt, nicht ganz unwichtig für uns gewesen.» So wichtig immerhin, dass Werder an diesem Mittwoch zum ersten Mal seit Anfang Februar wieder einen direkten Abstiegsplatz verlassen kann. Oder wie Bittencourt selbst es sagt: «Wir zeigen jetzt eine komplett andere Mentalität. Das ist der Weg, den wir weitergehen wollen und müssen. Denn wir haben noch nichts erreicht.»

Bittencourts persönliche Erfahrungen in Bremen sagen viel über den bisherigen Saisonverlauf seines Clubs aus. Kohfeldt holte ihn für das offensive Mittelfeld oder die offensiven Flügelpositionen zu Werder. Rashica, Füllkrug, Bittencourt – das sollte einmal so etwas wie die erste Sturmreihe werden. Doch in der Realität verletzte sich ein Spieler nach dem anderen (Füllkrug, Möhwald) oder blieb in seiner Entwicklung stehen (Osako, Johannes Eggestein). Über Monate gab es im Bremer Kader mehr Lücken, als Kohfeldt je schließen konnte. Und der erste, der dabei immer helfen musste, war Leonardo Bittencourt.

«Neben Maxi Eggestein hat er die meisten Positionen gespielt: Linksverteidiger, Rechtsverteidiger, Doppelsechs, Zehner, Stürmer, Flügelspieler», zählte sein Trainer auf. «Er hat Eigenschaften, die unserem Spiel immer guttun, nämlich ein gutes Passspiel, ein gutes Zwischenraumspiel und eine hohe Aggressivität gegen den Ball. Dadurch hat er ein gutes Verständnis für verschiedene Positionen. Es hat ihm dann aber etwas der Rhythmus auf seinen Stammpositionen gefehlt.»

Diese Zeit ist jetzt vorbei, denn seit der Corona-Pause spielt der frühere Hoffenheimer, Kölner, Dortmunder und Hannoveraner genau dort, wo Werder ihn immer spielen lassen wollte. Mit einer Ausnahme nur: Denn nach Bittencourts Siegtor gegen Freiburg setzte Kohfeldt ihn gegen Mönchengladbach auf die Bank. Ob er das nach dem Siegtor gegen Schalke nun wieder tun wolle, wurde Kohfeldt gefragt, denn geschadet hat das ja nicht. Die Antwort des Trainers lautete eher nein, denn: «Anders als viele Fußballer bin ich nicht abergläubisch.»


(dpa)

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