Warum VHS, DAT und Co. nicht überleben konnten

Erlangen – Als Funai Ende Juli 2016 die Produktion des VHS-Rekorders einstellte, endete eine Ära: Das japanische Unternehmen war nach eigenen Angaben der letzte Hersteller von Videorekordern weltweit.

So manchen dürfte das wehmütig an Zeiten erinnert haben, als das Ausleihen von VHS-Filmen in Videotheken noch zum Wochenende gehörte. Das «Video Home System» war von 1976 bis Mitte der 1990er-Jahre überaus beliebt. Überleben konnten die Magnetbänder trotzdem nicht: Die DVD war in jeder Hinsicht besser. Ähnlich erging es vielen Technik-Neuheiten der vergangenen Jahrzehnte. Sieben Klassiker – und warum ihr Ende auf dem Massenmarkt unausweichlich war:

K
assette
: Vorspulen, zurückspulen, überspielen, Bandsalat! 1963 kamen Kassetten auf den Markt – «und waren 30 Jahre sehr erfolgreich», erklärt Christoph de Leuw, Ressortleiter Hardware bei der «Computer Bild». Kaum jemand, der nicht eine ‚heilige‘ Kassette mit Lieblingsliedern gehabt hätte. Erfunden hat die Compact Cassette der Elektronikkonzern Philips. Verdrängt wurden die bespielbaren Magnetbänder und der tragbare Walkman durch CD und Diskmen – und schließlich durch MP3-Player und Smartphones.

M
ini
disc: Wurde 1992 von Sony eingeführt. Acht Zentimeter im Durchmesser und eingefasst in Plastik, ähnelte die Scheibe einer CD. Das Besondere: MiniDiscs konnten die Nutzer selbst bespielen. «Die MiniDisc sollte die Kassette als Aufnahmemedium beerben», sagt de Leuw. Nach kurzer Zeit verschwand sie aber wieder, weil bespielbare CDs und MP3-Spieler mit eigenem Speicher auf den Markt kamen.

DAT
und
DCC: Auch das Digital Audio Tape trat gegen die Musikkassette an. 1987 vorgestellt, waren DATs kleiner als die Compact Cassette und lieferten CD-Klangqualität. Die Geräte waren anfangs sehr teuer. «Als sie günstiger wurden, kam schon die bespielbare CD auf den Markt», erklärt de Leuw. In Nischen hat das DAT überlebt, etwa in Tonstudios. Ähnlich erging es der Digital Compact Cassette, die 1992 der MiniDisc Konkurrenz machen sollte. Sie war so groß wie eine Kassette und sah fast so aus – nur wurde die Musik wie beim DAT digital aufgezeichnet. Auch hier war das Vor- und Zurückspulen umständlich, im Gegensatz zur MiniDisc, die direkten Zugriff auf die einzelnen Tracks ermöglichte.

L
aserdisc
: Erschien 1978 und erinnerte an eine vergrößerte CD. Die Laserdisc konnte aber nicht nur Musik speichern, sondern auch Film – und das verschleißfrei. «Sie war als qualitativ hochwertige Alternative zur Videokassette gedacht», sagt de Leuw. Allerdings konnte man sie nicht selbst bespielen. Größter Nachteil: der sehr hohe Preis. Das Aus kam in den späten 90ern mit dem Erfolg der DVD, deren Abspielgeräte ebenso wie die Filme viel günstiger waren.

C64: Mit ihm schrieb Commodore Geschichte: Der 8-Bit-Heimcomputer mit 64 Kilobyte Arbeitsspeicher gilt als meistverkaufter Computer der Welt. Eine Festplatte hatte der 1982 vorgestellte «Brotkasten» nicht. Als Datenspeicher diente die Datasette, eine Art Kassettenlaufwerk für den C64. «Er wurde irgendwann von der Entwicklung überholt», sagt Siegfried Fößel, vom Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen IIS in Erlangen. Ungünstige Produktentscheidungen und der IBM-PC trieben Commodore 1994 schließlich in die Pleite.

D
is
ketten: «Floppy disks» gibt es etwa so lange wie kommerzielle Computer. Die Magnetscheiben mit bis zu 1,4 Megabyte Platz hielten sich hartnäckig und wurden erst von CDs und CD-Roms mit deutlich höherer Speicherkapazität verdrängt. Am längsten hielt sich die 3,5 Zoll große Variante. Heute wird Software kaum noch auf Datenträgern verkauft, sondern meist zum Download im Netz angeboten. Eine gewisse Fortführung von Disketten sind Festplatten, bei denen Daten ebenfalls auf Magnetscheiben gespeichert werden. «Letzten Endes haben Festplatten und das Internet die Diskette abgelöst», sagt Fachjournalist de Leuw.

Showview:Sollte ab 1993 das Aufnehmen von TV-Sendungen erleichtern: kein Programmieren von Datum, Sender, Start- und Stoppzeit mehr, nur noch die Eingabe eines Zahlencodes. Irgendwie klappten die Aufnahmen aber oft nicht. Begann eine Übertragung später oder dauerte länger, fehlte oft der Schluss. Mit dem «Video Programming System» (VPS) ging es besser: Der Sender strahlte den Code aus und berücksichtigte Verschiebungen. «Beides lieferte aber wenig Zusatzinfos», sagt Fößel. Heute sei der «Electronic Programm Guide» (EPG) beliebter. Zudem bieten moderne Rekorder Menüs, in denen man eine Sendung einfach auswählen kann – mit einem Klick.


(dpa/tmn)

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