Weghorst: In Wolfsburg top, in Holland (noch) nicht gefragt

Wolfsburg – Die Länderspiel-Pause hätte Wout Weghorst lieber an einem anderen Ort verbracht als in Wolfsburg: bei einem Länderspiel zum Beispiel.

Seit dem 1. Juli 2018 spielt der Stürmer für den VfL Wolfsburg, er hat es dort bislang auf eine fast schon Lewandowski-hafte Quote von 19 Toren in 37 Bundesliga-Spielen gebracht. Nur in der niederländischen Nationalmannschaft bekam er seit seinem Wechsel in die Fußball-Bundesliga noch nie eine Chance.

Auch beim EM-Qualifikationsspiel am vergangenen Freitag gegen Deutschland spielten ganz vorne wieder Memphis Depay von Olympique Lyon und sogar der junge Donyell Malen von der PSV Eindhoven. Weghorst dagegen saß wieder einmal nur in Wolfsburg und biss sich bei diesem Thema wie immer auf die Zunge. «Die Nationalmannschaft war immer das Größte für mich. Bei der EM in einem Jahr will ich mit aller Macht dabei sein», sagte der 27-Jährige in einem «Kicker»-Interview. «Das Einzige, was ich machen kann, ist meine Leistung abzurufen. In jeder Woche, in jedem Spiel

Die nächste Gelegenheit dazu bekommt er an diesem Freitagabend im Bundesliga-Spiel bei Fortuna Düsseldorf (20.30 Uhr/DAZN). Das ist ein Gegner, gegen den er in der vergangenen Saison ganz Weghorst-haft vier Tore in nur zwei Spielen erzielt hat. «Das ist ein sehr, sehr guter Spieler, ein Top-Mannschaftsspieler», sagte Düsseldorfs Trainer Friedhelm Funkel mit dem gebotenen Respekt. «Wir müssen diesmal auf jeden Fall besser verteidigen gegen ihn. Er ist auch sehr zweikampfstark, spielt mit Haken und Ösen, aber alles sehr, sehr fair. Wenn wir gegen Wolfsburg gewinnen wollen, wird es ein wichtiger Bestandteil sein, ihn in seinen Möglichkeiten einzuschränken.»

Ganz nebenbei hat Funkel in seiner Eloge auch einen Hinweis darauf geliefert, warum das mit Wout Weghorst und dem «Koninklijke Nederlandse Voetbal Bond» (KNVB) offenbar eine so zähe Angelegenheit ist. Denn im Land der Marco van Bastens, Ruud Gullits und Dennis Bergkamps steht man seit jeher auf filigrane Stürmer und weniger auf Typen «mit Haken und Ösen». Weghorst ist seiner Heimat nie von Ajax Amsterdam oder PSV Eindhoven wahrgenommen worden. Er hat keine der renommierten Nachwuchsakademien durchlaufen, sondern ist die Karriereleiter in kleinen Schritten nach oben geklettert.

Zwei Jahre FC Emmen, zwei Jahre Heracles Almelo, zwei Jahre AZ Alkmaar mit drei Kurzeinsätzen im Nationalteam: Das waren seine Stationen, bevor er für zehn Millionen Euro zum VfL kam. Auch das erinnert an den Bayern-Torjäger Robert Lewandowski, dessen Laufbahn erst in der dritten polnischen Liga bei Znicz Pruszków Tempo aufnahm.

In Wolfsburg hat man Weghorst allerdings genau aus diesem Grund geholt: Nach zwei Fast-Abstiegen und der krachend gescheiterten Strategie, Spieler wie Julian Draxler, André Schürrle oder Mario Gomez allein ihres Namens wegen zu verpflichten, suchte der Volkswagen-Club gezielt nach Profis, die für ihren Arbeitseifer und Ehrgeiz bekannt sind. Und die mit dem Verein selbst wachsen wollen.

Bei Weghorst hat das bislang sehr gut geklappt. Schon in seiner ersten Saison schoss er die Wolfsburger in die Europa League. Danach verlängerte er seinen noch drei Jahre laufenden Vertrag vorzeitig bis 2023. Auch der Weggang seines Förderers Bruno Labbadia traf den Angreifer nicht allzu hart. Denn auch der neue Trainer Oliver Glasner steht auf ihn. «Wout ist immer für ein Tor gut», sagte er. «Und vor allem: Er stellt sich immer in den Dienst der Mannschaft.»

Nur der niederländische Nationaltrainer Ronald Koeman scheint davon noch nicht restlos überzeugt zu sein. Er besuchte Weghorst in diesem Jahr im Wolfsburger Trainingslager, er beruft ihn auch immer wieder in sein vorläufiges Aufgebot – er lässt ihn nur nicht spielen. «Seine Zeit wird kommen», sagte er immerhin schon einmal.


(dpa)

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