Zwischen Mastbullen und Handbällen: Clara Woltering

Göteborg – Wenn sie am Samstag von der Europameisterschaft in Schweden zurück nach Hause kommt, warten 250 Mastbullen und 50 Hektar Land auf Clara Woltering.

Die Torhüterin der deutschen Handballerinnen ist neben ihrer sportlichen Karriere die Juniorchefin auf dem elterlichen Bauernhof im Münsterland. Im Sommer 2015 kehrte sie nach vier Jahren als Vollprofi in Montenegro wieder in ihre Heimat zurück – nach zwei Champions-League-Titeln (2012 und 2015) mit Buducnost Podgorica.

Nun verbindet die 33-Jährige, die bei Borussia Dortmund spielt und deren Herz auch für die schwarz-gelben Fußballer schlägt, wieder Handball und Landwirtschaft. Für den kompletten Hof reicht ihre Zeit aber nicht. «Weil ich durch die anderen Bereiche des Betriebs sowie den Sport so stark eingebunden bin, haben wir unsere Hühnerställe für 92 000 Masthähnchen derzeit verpachtet», sagt die Agrartechnologin.

Bei der EM in Schweden ist Woltering in der deutschen Mannschaft, die am Freitag um Platz fünf gegen Rumänien spielt, das Aushängeschild. Mit 65 abgewehrten Würfen ist sie laut EM-Statistik die zweitbeste Torfrau nach der für die SSG Bietigheim spielende Niederländerin Tess Wester. Dreimal wurde sie bereits zur besten Spielerin einer Partie gekürt, zuletzt beim 28:22 gegen Gastgeber Schweden im letzten Hauptrundenspiel, als sie 16 Würfe abwehrte.

Als Preise gab es insgesamt drei Sonnenbrillen, zwei Geschirrtücher, zwei Tassen und eine Glaskugel. «Mit Ausnahme der Sonnenbrillen habe ich die Sachen verschenkt», sagt Woltering, die bis 2011 bei Bayer Leverkusen gespielt hatte – und dort die harte Schule des langjährigen Nationaltorhüters Andreas Thiel durchlaufen hatte.

Wie Thiel ist sie auf dem Feld laut, abseits aber eher ruhig: «Natürlich weiß ich, dass ich gerade ein gutes Turnier spiele, aber es werden auch andere Zeiten kommen. Wichtiger ist dass wir uns als Mannschaft weiterentwickelt haben», sagt Woltering. Neben Kim Naidzinavicius und Anne Hubinger ist sie als dritte Deutsche für die All-Star-Wahl der EURO in Schweden nominiert worden.

Dass sie angesichts der überragenden EM-Leistungen noch einmal zu einem europäischen Topclub wechselt, schließt sie aber aus: «Dann werde ich enterbt. Ich bin meinen Eltern dankbar, dass ich vier Jahre in Montenegro spielen konnte. Der Deal war dann aber auch, dass ich den Hof irgendwann übernehme.»


(dpa)

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