Fußball-Bosse freuen sich auf Hoeneß

München – Die Bundesliga rollt den Roten Teppich für Uli Hoeneß aus. Langjährige Weggefährten, Freunde und sogar Rivalen freuen sich auf das Comeback des Bayern-Machers im Präsidentenamt des deutschen Fußball-Rekordmeisters.

«Ulis Rückkehr ist eine absolute Bereicherung für die Bundesliga», sagte Bayer Leverkusen Sportdirektor Rudi Völler. «Ich freue mich darauf, es tut der Bundesliga ja in Gänze gut», äußert Borussia Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke.

Am Freitag steht 270 Tage nach der vorzeitigen Haftentlassung von Hoeneß die Wiederwahl des 64-Jährigen an. Die Ämter bei seinem Herzensclub hatte er am 14. März 2014, dem Tag nach seiner Verurteilung zu dreieinhalb Jahren Haft wegen Hinterziehung von mindestens 28,5 Millionen Euro Steuern, niedergelegt. «Ich denke, dass er die Zeit genutzt hat, Dinge anders zu betrachten und anzugehen», sagte Klaus Allofs, Sportchef des VfL Wolfsburg.

«Die Kompetenz, die ein Uli Hoeneß mit sich bringt, tut jedem Verein gut – egal in welchem Amt», sagte sein langjähriger Intimfeind Christoph Daum in einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur. «Er wird sich wegen seiner Vorgeschichte aber sicher auch auf Angriffe einstellen müssen, die nichts mit seinem Amt zu tun haben», ahnt Daum. Angesichts der großen Sympathiebekundungen aus dem Fußballzirkel dürften diese Angriffe eher von außen kommen.

«Er ist kein Heiliger, nicht fehlerlos, aber er hat für seinen Fehler gebüßt. Jetzt geht es für ihn weiter. Uli hat nichts getan, was nicht verzeihbar wäre», sagte Matthias Sammer, bis zum Sommer Sportvorstand beim FC Bayern im «Kicker». «Uli wird dem FC Bayern sehr guttun. Ihm gebührt der größte Respekt für seine Entscheidung, zurückzukehren.» Der frühere Bayern-Star Oliver Kahn erwartet für die Wahl am Freitag ein «glasklares Ergebnis».

«Ich bin kein Bayern-Mitglied, aber wäre ich es, würde ich ihn wählen», versicherte Schalkes Sportvorstand Christian Heidel. Auch dessen Boss kann den Schritt von Hoeneß zurück zu seinem «Lebenswerk» nur begrüßen. Es kehre eine «Persönlichkeit auf die Bundesliga-Bühne» zurück, «welche die Liga über Jahrzehnte geprägt hat», sagte Clemens Tönnies, Aufsichtsratschef des FC Schalke 04. «Ulis Mut zur klaren Aussagen war bisweilen unbequem. Er hat aber auch viele wichtige Debatten angestoßen, die der Bundesliga genutzt haben.» Er sei der deutsche Fußballfunktionär, «der das Bundesliga-Clubgeschehen in den Vergangenen 30 Jahren am meisten geprägt hat», findet HSV-Chef Dietmar Beiersdorfer. 

Hoeneß wird wieder seine Stimme erheben, darauf sind alle eingestellt. «Welche Bedeutung Uli Hoeneß als Person und Führungsfigur für diesen Verein einnimmt, hat er ja schon in den vergangenen Jahren bewiesen, als sein Wort sogar während seiner Abwesenheit stets gefragt war und gehört wurde», hebt Hoffenheims Mehrheitsgesellschafter Dietmar Hopp hervor. «Er wird seine – sicher auch kontrovers zu diskutierenden Ansichten – nicht nur zum Wohl des FC Bayern, sondern des Großen und Ganzen immer wieder klar und unerschrocken einbringen.»

Hoeneß hat bereits angekündigt, dass er sich «noch viel stärker für Kleine» einsetzen will. «Sicher geht eine Haftzeit von einem Jahr und acht Monaten an einem Menschen nicht spurlos vorbei. Die Begegnungen im Gefängnis haben ihm einen Einblick in fürchterliche Lebensläufe gegeben», sagte Edmund Stoiber, der Vorsitzende des Verwaltungsbeirates beim FC Bayern der Wochenzeitung «Die Zeit». «Die Seele des Vereins ist wieder da», äußerte der frühere Ministerpräsident zudem im Radio bei B5 aktuell.

Die Münchner Profis freuen sich ebenfalls auf den Vereinspatron. «Uli Hoeneß gehört einfach zum FC Bayern. Es ist eine tolle Nachricht und absolut positiv für den FC Bayern», sagte Weltmeister Jérôme Boateng.

Nach dem Sturz auf Rang zwei hinter Aufsteiger Leipzig könnte die Rückkehr des Bayern-Machers auch das Team beflügeln. «Das kann auf jeden Fall eine große Signalwirkung für die Mannschaft haben. Er wird mit alter Stärke noch einmal die Zielsetzung verkünden. Uli wird das bayrische Selbstbewusstsein aufrechterhalten», sagt Ottmar Hitzfeld, der als Trainer zwei Amtszeiten beim FC Bayern unter Hoeneß erlebte. «Er ist eine Kämpfernatur und lässt sich nicht unterkriegen. Ich habe das Gefühl, er ist jetzt selbst schon wieder der Alte», äußerte Hitzfeld bei «Spox.com».


(dpa)

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