Große Enttäuschung, aber auch Anerkennung in Italien

Termoli (dpa) – Fußball kann so grausam sein. Das mussten auch Tausende italienische Fans erfahren, die in Kneipen und auf Plätzen beim Elfmeter-Krimi im EM-Viertelfinale gegen die deutsche Nationalmannschaft mitfieberten. Auch in der Stadt Termoli an der italienischen Adriaküste mit ihren gut 33 000 Bewohnern.

Die 60 Gäste auf der Terrasse der Via-Firenze-Bar sangen leidenschaftlich die Nationalhymne, dann legte ihre Mannschaft eine anständige erste Halbzeit in Bordeaux gegen die Weltmeister hin. In Termoli floss derweil das Bier, dazu gab es Pommes, Würstchen und Brote. «Marco, duck dich, wenn du große Bestellungen servierst. Du musst den Bildschirm freilassen», wies Kneipenbesitzer Marco Pitardi seinen größten Kellner an. Die Stimmung ist noch aufgeräumt.

Auf dem Domplatz in der Altstadt projizierten zwei Beamer die Bilder des Spiels zwischen Fenstern und Balkonen auf alte Hauswände. «Die drei Bars am Platz haben sich zusammengetan, um die Projektoren zu bekommen,» sagt Giovanni Iamartino, der in seiner Cocco-Bill-Bar Eis verkauft. «Wir haben von Anfang an alle Spiele gezeigt. Aber heute Abend hatten wir die meisten Leute hier. Wir werden bis zum Finale weitermachen.»

Der Platz war mit Tischen gefüllt. Hunderte standen an den Rändern oder saßen auf den neun Stufen der Kathedrale aus dem 12. Jahrhundert. Wie im Stadion feuerten die Fans während des Elfmeterschießens den italienischen Torwart Gianluigi Buffon an: «Gigi! Gigi!» Sie verstummten erst mit dem entscheidenden Schuss von Jonas Hector.

Der Fotograf Antonio De Gregorio, der sein Studio gleich neben der Kneipe Bigo am Platz hat, nahm es gelassen. Für ihn hat Fußball keinen allzu großen Nervenkitzel. «Ich verstehe nicht mal, worum es bei diesem Elfmeterschießen geht», sagte er, als Jérôme Boateng beim achten von Deutschlands neun Versuchen trifft.

Während ein Freund dem Fotografen erklärte, dass die Azzurri so lange weiterschießen müssen, bis Deutschland einen Fehler macht, hat Matteo Darmian seine Chance vergeben – ein Fehler, der den Italienern teuer zu stehen kam. «Selbst nach dem Ausgleich hätte ich nicht darauf gewettet, dass Italien gewinnt», sagte der Amateurfußballer Basso Plinio zu den ersten 90 Minuten des Krimis und fasste die allgemeine Meinung zusammen, dass Deutschland den Sieg verdient hat.

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(dpa)