Keine Länderspiel-Therapie für die Bayern-Spieler

Paris – Auf dem Weg aus dem Stade de France sprach Mats Hummels bereits über die Rückkehr nach München, wo die Nationalspieler des FC Bayern gleich die nächste große Fußball-Krisenlage erwartet.

Jetzt habe man «sechs Spiele in Folge nicht gewonnen», bemerkte Hummels, der nach dem unglücklichen 1:2 der in der Nations League vom Abstieg bedrohten DFB-Auswahl gegen Weltmeister Frankreich die zwei Länderspiel-Pleiten in Paris und zuvor in Holland (0:3) einfach zu den zuvor sieglosen Partien im Vereinstrikot addierte.

Trotz der «langen Sieglos-Serie» blickte der Abwehrspieler positiv und kämpferisch auf die anstehenden Aufgaben beim in der Bundesliga auf Platz sechs abgestürzten FC Bayern. Eine knackige Woche mit drei Auswärtspartien in Wolfsburg, gegen AEK Athen in der Champions League und in Mainz kommen auf den extrem geforderten Trainer Niko Kovac und dessen total aus dem Tritt geratene Mannschaft zu. «Die Qualität ist da. Ich glaube, dass wir das hinkriegen werden», sagte Hummels mit fester, überzeugt klingender Stimme vor der Rückreise nach München.

Selbst Thomas Müller, der gegen die Franzosen sein 98. Länderspiel bis auf die Schlussminuten auf der Ersatzbank verbracht hatte, rang sich ein zweckoptimistisches Resümee einer gerade auch für ihn sehr enttäuschenden Länderspielwoche ab. «Grundsätzlich hat das Auftreten in Paris gutgetan. Man geht positiver nach München zurück, als nach dem Holland-Spiel die Laune und Stimmung war», sagte der 29-Jährige.

Joachim Löw bemühte sich, Müller noch ein wenig verbal aufzubauen. Trotz der Reservistenrolle in Paris sei der Weltmeister von 2014 noch kein Auslaufmodell beim DFB. «Thomas Müller hat sich vielleicht zuletzt nicht so gezeigt. Aber er ist ein Antreiber, der mit den jungen Spielern spricht. Von daher ist Thomas weiter absolut wichtig», sagte der Bundestrainer. Fakt ist aber auch: Es war insbesondere für Müller eine Länderspielwoche zum Vergessen.

Das hatte sich auch Niko Kovac anders vorgestellt. Aus Eigennutz hatte er seine vielen Auswahlspieler mit der Hoffnung zu ihren jeweiligen Nationalmannschaften geschickt, dass sie dort «einen freien Kopf bekommen und ein Erfolgserlebnis haben, um das mit nach München zu bringen». Richtig gelungen ist das aber allein James Rodríguez. Er feierte mit Kolumbien zwei Siege. Gegen die USA schoss er zudem ein Traumtor. Blöd nur: James wird erst am Donnerstag aus den USA zurückerwartet, nach einer langen Reise und mit Jetlag.

Robert Lewandowski stieg nach zwei Niederlagen mit Polen aus der höchsten Liga der Nations League ab, blieb erneut torlos und war übel gelaunt. Thiago verlor mit Spanien gegen England. Kovacs Hoffnungen blieben unerfüllt. Immerhin konnte Leon Goretzka nach der Absage für die Länderspiele die Zeit nutzen, um wieder fit zu werden.

Auch Jérôme Boateng trainierte nach der verletzungsbedingten Abreise vom Nationalteam nach dem 0:3 in Holland am Dienstag schon wieder in München. Damit wurde auch Oliver Bierhoff in Paris konfrontiert. Der DFB-Teammanager rechtfertigte Boatengs Abreise vom DFB-Team. Gegen Holland war der Innenverteidiger erkennbar angeschlagen gewesen.

«Wir haben auch eine Verantwortung gegenüber dem Spieler und dem Verein. Es war eine Muskelverletzung», sagte Bierhoff. Und: «Eine Belastung im Training, wo man sich kontrolliert, ist etwas ganz anderes, als gegen den Weltmeister in intensive Zweikämpfe zu gehen.»

Kovac braucht jeden Mann, um auch persönlich in München die Kurve zu kriegen. Mit der zuletzt vorhandenen Trainings-Kleingruppe um die Ex-Nationalspieler Arjen Robben und Franck Ribéry konnte er kaum an den Defiziten, speziell in der Offensive, arbeiten. «Wenn die Jungs von der Nationalmannschaft zurückkommen, müssen wir das schleunigst verbessern. Sonst werden wir wenige Tore schießen», hatte der Trainer nach dem 0:3 gegen Gladbach erklärt. Schon in Wolfsburg muss Kovac die Wende einleiten. Sechs sieglose Spiele reichen auch Hummels.


(dpa)

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