Schneider rückt ins Rampenlicht – Calmund: «Dicker Fisch»

Gelsenkirchen – Im Fußball-Geschäft war Jochen Schneider bisher meist der hochgeschätzte Schattenmann. Doch als Teenager suchte er auch schon mal das große Publikum.

Im Alter von 17 Jahren war der Schwabe, der am Dienstag als neuer Sportvorstand von Schalke 04 vorgestellt wird, Kandidat in der legendären ZDF-Show «Wetten, dass..?». Weil er aus 100 Tennisbällen später hinzugelegte erkannte, wurde er sogar Wettkönig.

Und freute sich über etwas anderes viel mehr. «Jürgen Klinsmann zu treffen, das interessierte mich fast mehr als meine eigene Wette», sagte er vor einigen Jahren mal der «Bild»-Zeitung. Der spätere Weltmeister und Bundestrainer Klinsmann war damals als Stürmer von Schneiders Lieblingsverein VfB Stuttgart Pate einer anderen Wette.

Ab kommender Woche wird Schneider selbst ein prominentes Gesicht im großen Fußball-Geschäft sein. Beim abgestürzten Vize-Meister Schalke wird er dann als Sportchef an vorderster Front für den zurücktretenden Christian Heidel fungieren. Ein herausfordernder Job, an dem schon viele auf Dauer verzweifelt sind. Doch das grundsätzliche Rüstzeug dürfte der 48-Jährige haben.

Denn in der Szene hat Schneider einen ausgezeichneten Ruf. «Er ist in der Öffentlichkeit nicht so bekannt, aber in Fachkreisen sehr anerkannt», sagte Sky-Experte Reiner Calmund: «Da hat Schalke einen dicken Fisch an Land gezogen.»

Gleich drei aktuellen Erstliga-Managern diente der gelernte Bankkaufmann mit abgeschlossenem BWL-Studium in den vergangenen Jahren als höchst zuverlässiger Zuarbeiter. In Leipzig, wo er seit 2015 als «Leiter Sport und Internationalisierung» fungierte, galt er als rechte Hand von Ralf Rangnick. In Stuttgart bildete er zuvor mit Horst Heldt (heute in Hannover) und Fredi Bobic (Frankfurt) funktionierende Teams. Gekrönt mit der deutschen Meisterschaft 2007.

«Er ist für Schalke ein sehr guter Griff. Ich bin überzeugt davon, dass er es schafft – von seinem Charakter her, von seinem Können, von seiner Intelligenz», sagte Veh den Zeitungen der Funke Mediengruppe: «Es hat mich gewundert, dass er noch nirgendwo die Nummer eins geworden ist, wenn ich ehrlich bin. Er hatte auch einen großen Anteil an unserer Meisterschaft 2007. Er war auch dabei nicht in vorderster Front, aber er hatte immer eine klare Meinung.» Und er war loyal.

«Da gab es eine klare Aufgabenstellung, und da wäre es falsch gewesen, an Fredi Bobic oder zuvor Horst Heldt vorbeizupreschen», sagte er über seine Rolle im Hintergrund.

Auf Schalke ist Schneiders erste Aufgabe nun, den Mann in seinem Hintergrund zu suchen. Einen Sportdirektor, der ihm ähnlich fachkundig und loyal zuarbeitet. An der Gerüchtebörse wird vor allem Jonas Boldt gehandelt, der sich in Leverkusen an der Seite von Sportchef Rudi Völler über viele Jahre einen Ruf erarbeitet hat, im Dezember aber überraschend bei Bayer ausschied.

Ob das neue Duo dann auch einen neuen Trainer suchen muss, ist offen. Für den aktuellen Coach Domenico Tedesco, der zu Schneiders Zeit beim VfB im Juniorenbereich arbeitete, könnte es schon im Falle einer Niederlage am Samstag gegen Fortuna Düsseldorf ungemütlich werden. Zumal Heidel als dessen großer Förderer galt. Und auch hier wird bereits wild spekuliert: Der Wolfsburger Bruno Labbadia und laut «Sport Bild» der inzwischen in China und zuvor in Leverkusen an der Seite Boldts arbeitende Roger Schmidt werden gehandelt.


(dpa)

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