Was muss man für den Quereinstieg als Lehrer mitbringen?

Berlin – Wer als Lehrer arbeiten will, hat derzeit gute Chancen: Bundesweit werden Lehrkräfte an Grundschulen, Förderschulen und Hauptschulen gesucht.

«Aber auch weiterführende Schulen brauchen derzeit Lehrer – insbesondere in den naturwissenschaftlichen Fächern», sagt Heinz-Peter Meidinger, Präsident des Deutschen Lehrerverbands. Dadurch haben verstärkt auch Quereinsteiger die Möglichkeit, in den Beruf hineinzukommen.

Welche Qualifikation müssen Quereinsteiger vorweisen können?

«Das ist je nach Bundesland und Schulform unterschiedlich geregelt. Schul-Anlegenheiten sind Ländersache», sagt Meidinger. Bei Grundschulen ist oft leichter ein Zugang möglich. «In der Regel ist dort keine enge Anbindung an die Fächer vorgeschrieben, die der Quereinsteiger unterrichten soll.» Zum Teil reicht sogar ein abgeschlossenes Bachelorstudium.

Was gilt für weiterführende Schulen?

«Wer an einer Gesamtschule oder einem Gymnasium ein Fach unterrichten will, muss in der Regel in dem fachlichen Bereich studiert haben», sagt Meidinger. Aber auch hier sind die Grenzen zum Teil bereits aufgeweicht. «Soll jemand etwa Mathematik den Schülern beibringen, kann es ausreichen, dass Mathe in seinem Studium vorkam – er etwa einen Abschluss in Informatik oder Ingenieurwissenschaften hat.» Gerade werden dringend Lehrer in naturwissenschaftlichen Fächern gebraucht. Letztlich sei es eine Entscheidung der einstellenden Behörde, was als fachliche Voraussetzung anerkannt wird.

Welche pädagogischen Vorkenntnisse werden verlangt?

Auch das ist sehr unterschiedlich. Oft werden Quereinsteiger direkt vom ersten Tag an in Klassen eingesetzt. Sie bekommen teilweise nur unzureichend berufsbegleitend pädagogisches Wissen vermittelt – zum Leidwesen der Eltern, Schüler und anderen Lehrer. «In anderen Bundesländern erhalten sie vor ihrem Einsatz in der Schule eine pädagogische Schnellausbildung – und qualifizieren sich dann berufsbegleitend weiter», sagt Meidinger. Wünschenswert wäre: «Bevor jemand vor einer Klasse steht, sollte er ausreichend pädagogisch geschult werden, vergleichbar einem Referendariat.»

Welche Fähigkeiten sollten Quereinsteiger noch mitbringen?

Bestimmte Voraussetzungen zum Alter oder der Staatsangehörigkeit gibt es nicht. «Natürlich brauchen Lehrer gute Deutschkenntnisse, damit sie den Stoff ihren Schülern vermitteln können», sagt Meidinger. Geht es um die Verbeamtung, liegt die Altersgrenze in einigen Bundesländern zwischen etwa 40 und 45 Jahren. «Ansonsten sollten Bewerber Kinder mögen, sich für ihre Fächer begeistern und Freude daran haben, Wissen zu vermitteln.» Auch Belastbarkeit, ein gutes Zeitmanagement und strukturiertes Arbeiten seien hilfreich. Interessenten sollten zudem Humor mitbringen und sich nicht zu ernst nehmen.

Was sollten junge Menschen beherzigen, die Lehrer werden wollen?

«Wie hoch der aktuelle Bedarf in einem bestimmten Fach ist, sollte kein Entscheidungskriterium für junge Menschen sein», sagt Meidinger. Aus dem Lehrermangel kann sich schnell ein Überangebot entwickeln, etwa wenn die Zahlen der Studienanfänger in einem Fach massiv steigen. «Deshalb sollten junge Menschen, die aktuell überlegen, auf Lehramt zu studieren, sich für ein Fach entscheiden, dass sie gerne unterrichten wollen.» Wichtig sei, dass jemand mit Herzblut bei der Sache ist und gerne Lehrer sein will – oft hätten solche Kandidaten auch bei einem Einstellungsstopp den Biss, sich weiterzuqualifizieren und letztlich doch eine Stelle zu bekommen.

Dringend gesucht: Vielerorts fehlen Lehrer

Angesichts eines teils massiven Lehrermangels schlagen Schüler, Eltern und Pädagogen Alarm. Sie beklagen schwere Versäumnisse in der Bildungspolitik und befürchten Nachteile durch Lücken im Unterrichtsstoff. Im neuen Schuljahr werde sich die bislang schon dramatische Situation vielerorts noch verschlimmern, sagen Experten. Lehrer fehlen demnach vor allem an Grundschulen, Förderschulen und ehemaligen Hauptschulen. Folgen des Mangels: Unterrichtsausfall, größere Klassen – und im schlimmsten Fall fehlen sogar Noten auf Zeugnissen.

«Ich rechne mit einer Verschärfung vor allem in den neuen Bundesländern und auch in den Stadtstaaten, insbesondere in Berlin», sagte der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger. «Aber auch in Bayern, Baden-Württemberg, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen ist die Unterrichtsversorgung auf Kante genäht.» Bei Krankheitsausfällen werde es auch dort große Versorgungsengpässe geben.

Zu wenige Lehrer – und immer mehr Schüler: Nach einer offiziellen

Prognose wird die Zahl der Schüler bis 2030 bundesweit um 278.000 auf

11,2 Millionen steigen. Das seien über zwei Prozent mehr als 2016,

hatte die Kultusministerkonferenz (KMK) im Mai mitgeteilt. Als Gründe

nannte sie gestiegene Geburtenzahlen und viele Zuwanderer.


(dpa/tmn)

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