Graf Lambsdorff: Weder Bonus noch Malus für Fußball

Berlin – Der Profi-Fußball darf nach Überzeugung des stellvertretenden FDP-Fraktionsvorsitzenden Alexander Graf Lambsdorff keine Sonderrolle einnehmen.

«Der Fußball hat keinen Bonus verdient, aber auch keinen Malus, wenn unser Land wieder Fahrt aufnimmt», sagte Lambsdorff den Zeitungen der Funke Mediengruppe.

«Die Lage ist jetzt eine andere als am Beginn der Pandemie, so dass in den nächsten Wochen weitere Lockerungen möglich sind», betonte der FDP-Außenpolitiker. «Sport sollte davon nicht ausgenommen werden, Bundesligaspiele vor leeren Rängen müssen möglich sein, wenn die Behörden das Hygienekonzept der Liga genehmigen», forderte Lambsdorff.

Der langjährige Vorsitzende des Deutschen Ethikrats, Peter Dabrock, hat das Hygienekonzept der Deutschen Fußball Liga kritisiert. «Wenn man das Konzept nur für sich betrachtet, mag das auf den ersten Blick stimmig erscheinen. Aber diesen Ansatz halte ich im besten Sinne für naiv, im schlimmsten Fall für eine bewusste Täuschung», sagte Dabrock den «Nürnberger Nachrichten» im Interview.

«Verfassungsrechtlich könnte man sagen: Weil ein Konzept vorliegt, ist das Verbot nicht mehr verhältnismäßig», erklärte der 56-Jährige. «Nur gibt es aber andere Bereiche, die auch geschlossen sind, wo die Grundrechte von zudem vulnerablen Gruppen massiv eingeschränkt sind, oder solche, die mit Blick auf die Pandemiebekämpfung gesellschaftlich wesentlich relevanter sind.»

Der Ulmer Sportmediziner Jürgen Steinacker sieht in der möglichen Sonderrolle des Fußballs bei der Öffnung des Sports in der Corona-Krise eine Chance. «Wir alle müssen wieder Vertrauen ins Sporttreiben gewinnen. Hier können die Fußballer uns viel geben», sagte der Leiter der Sektion Sport- und Rehabilitationsmedizin am Universitätsklinikum Ulm der «Südwest Presse».

Den Profisport betrachtet der Professor als Testfeld für weitere Lockerungen. «Natürlich müssen die Leistungssportler anfangen. Und wenn man sieht, das funktioniert dort und ist sicher, kann man die Gruppen erweitern und das Ganze nach und nach für die Jugend und den Breitensport öffnen», sagte Steinacker. Profis seien daher «Modelle für die Gesellschaft» und könnten «Regeln für die breite Masse erproben».


(dpa)

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