Neuer vor Comeback von 0 auf 100

München – Manuel Neuer war nur für einen ganz kurzen Augenblick zu erspähen. Am Tag vor dem großen Champions-League-Showdown gegen Real Madrid ging der Welttorhüter als letzter Bayern-Schlussmann aus der Kabine – und verschwand sofort hinter einem riesigen Sichtschutz auf dem Nebenplatz.

Während die Teamkollegen vor jede Menge Reportern ihr Abschlusstraining starteten, hörte man aus Neuers Richtung am Dienstag nur die Bälle fliegen. Wie fit der Keeper nach der Operation am linken Fuß für das Duell gegen Reals Supersturm um Cristiano Ronaldo wirklich ist, darüber kann erst das Viertelfinal-Hinspiel am Mittwoch Aufschluss geben. Nur halbe Weltklasse könnte zu wenig sein.

Die Bayern bleiben optimistisch vor dem Comeback des Erfolgsgaranten nach über drei Wochen Pflichtspielpause. Alles sei im Plan, versicherte Trainer Carlo Ancelotti zuletzt mit betonter Gelassenheit. Er verzichtete bewusst auf einen Einsatz seiner Nummer eins im Liga-Spitzenspiel gegen Borussia Dortmund (4:1), um «kein Risiko» einzugehen. Für Neuer muss es zwei Wochen nach seiner Operation ohne Generalprobe hinhauen.

Ein Kaltstart ist bei Neuer aber kein schlechtes Omen auf dem Weg zu Titeln: Vor dem WM-Triumph 2014 hatte der Torwart im DFB-Pokalfinale eine Schulterblessur erlitten und deshalb etliche Trainingseinheiten bei Joachim Löw sowie die zwei letzten Vorbereitungspartien vor dem Abflug nach Südamerika verpasst. In Brasilien krönte sich Neuer dann zum Weltmeister.

Vier Wochen und zwei Tage musste die deutsche Auswahl damals um Neuer bangen, der dann kurioserweise im ersten WM-Spiel in Salvador – wie nun auch beim Heimspiel in der Champions League – Cristiano Ronaldo gegenüberstand. An eine Fußball-Gala wie damals beim 4:0 wagen die Münchner aktuell kaum zu denken, dafür dämpfen der Ausfall von Abwehrchef Mats Hummels sowie die ungewisse Situation des an der Schulter verletzten Torjägers Robert Lewandowski etwas die Vorfreude auf Mittwochabend.

Umso wichtiger dürfte einmal mehr Neuer werden, der den Bayern schon unvergessene Fußballabende beschert hatte – auch gegen Real: Beim Halbfinal-Sieg 2012 wurde der Schlussmann auswärts im Santiago Bernabeu zum Elfmeter-Helden, als er die Strafstöße der beiden Weltstars Kaka und Cristiano Ronaldo parierte.

Weil das entscheidende Rückspiel wieder in Spanien steigt, ist es im ersten Duell zu Hause noch wichtiger, kein Gegentor zu kassieren. Ersatzmann Sven Ulreich ist zwar für Liga-Partien eine solide Alternative. In der Königsklasse aber sind die Weltstars gefragt – ob topfit oder nicht. «Er kann spielen, und das ist das einzig Wichtige», sagte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge.


(dpa)

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