Wissenschaftler Krivec: Anabolika auch im Westen «Alltag»

Berlin – Funktionäre, Trainer, Ärzte und Apotheker haben bundesdeutsche Leichtathleten vor allem in den 70er und 80er Jahren beim Doping mit Steroiden unterstützt oder beraten.

Dies ist eine der Schlussfolgerungen in der Dissertation des Wissenschaftlers Simon Krivec, die an diesem Montag erstmals als Buch veröffentlicht wurde.

Von den Athleten sei die Konkurrenz mit der DDR «häufig als Ursache für ihren Anabolika-Missbrauch genannt worden», sagte der 29-Jährige der Deutschen Presse-Agentur, räumte aber auch ein: «Flächendeckendes Doping – das würde zu weit gehen. Aber dass anabole Steroide im Alltag der Athleten immer präsent waren, das kann man schon so sagen.»

Die Anwendung anaboler-androgener Steroide sei in Westdeutschland zwar nicht wie in der DDR «staatlich strukturiert erfolgt», aber dennoch «nicht auf wenige Einzelfälle beschränkt gewesen», stellte der Apotheker aus Krefeld in seiner Schlussbetrachtung fest. Von 61 männlichen Leichtathleten, die auf seine Anfragen geantwortet haben, hätten 31 Sportler die Anwendung von Anabolika zugegeben. «Dass viele so offen geantwortet haben, das hat mich überrascht.»

Sechs Zeitzeugen hätten zugestimmt, dass ihre Namen in der Dissertation genannt werden dürfen; darunter ist der ehemalige Diskuswerfer Alwin Wagner, der zwischen 1977 und 1988 nach eigenen Angaben insgesamt fünf verschiedene Medikamente geschluckt hat.


(dpa)

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